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Am Ende war es die Angst des Tormanns beim Elfmeter

... schrieb einst Peter Handke. Der Farbkompromiss rot-weiß für Österreich, weiß- rot für Polen war nicht die einzige Gemeinsamkeit. Die Fans im Stadion waren farblich schwer voneinander zu unterscheiden, nur bei den Zurufen merkte man für welche Mannschaft der jeweilige Fanblock ist, auch wenn die polnischen Fans in Wien sicher in der Minderzahl waren. Und dann noch das wichtige: Beide mussten sich nicht nur behaupten - sie mussten gewinnen um weiterzukommen. Durch den noch schnell eingekauften Brasilianer Roger Guerreiro konnten die Polen in der 30-sten Minute ein Tor erzielen. Der englische Schiedsrichter Howard Webb schenkte es ihnen - es war, wenn man ehrlich ist, stark abseitsverdächtig. Webb hatte es nur nicht gesehen. Das ganze glich sich jedoch wieder aus, indem in der 92- sten Minute genau 60 Sekunden vor dem Spielabpfiff, ein polnischer Spieler nun doch vor der Nase des Richters am Trikot des Gegenspielers zerrte. Die Polen hätten natürlich durch den vorzüglichen Torwart Boruc den Ball halten können, jedoch konnte er’s diesmal nicht und so war am Ende alles gerechtfertigt. Die einen (hier Österreich) spielten in der ersten Halbzeit besser, die Gegenmannschaft schoss jedoch das Tor. Die anderen (Polen) hingegen waren nach der ersten Hälfte durch ihr Tor stärker geworden, haben am Schluss jedoch durch die gegnerische Mannschaft das 1: 1 hinnehmen müssen. Auch wenn sich Polen nun um ihren Sieg betrogen fühlt, so muss man ehrlich zugeben dass sie nicht unbedingt besser waren. Die Bilanz : Sieben Spiele in der gemeinsamen Geschichte : das erste Unentschieden. Vor dem Spiel sangen die polnischen Fans in Warschau vor dem Österreichischen Kulturinstitut: „Polska, Austria dwa Bratanki i do Meczu i do szklanki.“ Zu deutsch „Polen und Österreich sind zwei Brüder, sie kämpfen und trinken gleichzeitig zusammen.“ Den Reim haben die Fans allerdings umformuliert denn normalerweise gilt das Brüderschaftsbekenntnis Ungarn. Man hatte Sympathie für Österreich. Das war bevor die polnischen Fans wussten dass es unentschieden ausgehen wird. Nun ist der Spruch jedoch passender denn je, auch wenn die einen sich heute besonders grämen. Man könnte ihn sogar erweitern: Bis Montag nächster Woche 20:45 Uhr dürfen beide Brüder nun auch zusammen träumen. Polen in Gedanken schweifend denkt an ein Copacabana und sieht den Roger als den Helden von einem wohlmöglichen 3: 0 gegen Kroatien. Österreich träumt hingegen nun 3 Tage lang von einem zweiten Cordoba, denn nur ein Sieg gegen Deutschland wie im Jahre 1978 dürfte das weiterkommen sichern. Dass Polen gegen Kroatien verliert, ist ebenso ausschlaggebend für das österreichische weiterkommen, und das ist im Grunde genommen realistisch wenn wir bei den Tatsachen bleiben. Dennoch wäre der Sieg Österreichs über Deutschland ein Wunder. Beide setzen auf die Unwahrscheinlichkeit, und sitzen wieder im selben Boot, die beiden Brüder: man merke sich das polnische Wort : dwa bratanki.
Mehr Texte von Berenika Partum

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