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Olafur Eliasson - Take your time: Aus der Trickkiste

Wenn ein jüngerer zeitgenössischer Künstler im MOMA in New York ausgestellt wird, bedeutet das schon sehr viel: es ist wie der Eintritt in den Olymp zu Lebzeiten. Olafur Eliasson hat dort eine große Einzelausstellung – und, da der Platz dort wohl immer noch nicht ausreichend erscheint, hat sich das PS1, sozusagen die zeitgenössische Ausstellungshalle des MOMA, beteiligt und ihm ebenfalls noch viel Raum eingeräumt (kuratiert von Klaus Biesenbach und Roxana Marcoci). Doch dieses Raumangebot scheint ein Zuviel gewesen zu sein. Nur ganz wenige Installationen von Olafur Eliasson sind wirklich beeindruckend: eigentlich sind es nur zwei: einmal eine große Rotunde im MOMA, in der wechselndes farbiges Licht von den Wänden abstrahlt. Diese Installation übt eine Faszination auf ‚große’ wie ‚kleine’ Besucher aus: ohne eine pädagogische Anleitung setzen oder stellen sich diese mit den Augen zur Wand und genießen den Farbsog. Das Blickfeld, und damit das Körperinnere wird erfüllt von einer Farbe und deren Übergang in eine weitere. Hier gelingt es, wie der Titel besagt, Zeit und Raum zu vergessen. Im PS1 ist eine Installation mit Wasser von ähnlicher Zauberkraft: Wasser fällt entlang einer Linie wie ein Wasservorhang oder ein zarter Wasserfall nieder und teilt einen dunklen Raum im Keller, so dass die Besucher von beiden Seiten das Werk und durch dieses hindurch die anderen Besucher betrachten können. Olafur Eliassons Stärke, einfache Naturmaterialien in Galerieräumen zu nutzen, um mit den Wundern der Natur zu konkurrieren, gelingt hier ebenso. In vielen anderen Installationen überwiegt jedoch das Spektakel, die Unterhaltung. Spiegel animieren die Besucher wie im Spiegelkabinett zum Schauen, sich selbst oder die Umgebung, mehrfach gebrochen. Diese Effekte und die Ästhetik unterscheiden sich nicht sehr von der Kunst der Op-Art der 70er Jahre und deren Erkenntnisse. Könnte es sein, dass die riesige Ausstellungsfläche ein Zuviel für den Künstler war und er anstatt sich auf seine Stärken zu konzentrieren, in die Trickkiste der Kunstgeschichte gegriffen hat?
Mehr Texte von Andrea Domesle

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Olafur Eliasson - Take your time
20.04 - 30.06.2008

moma Museum of Modern Art
10019 New York, 11 West 53 Street
Tel: (212) 708-9400
http://www.moma.org
Öffnungszeiten: So-Fr 10:30-17:30 Sa 10:30-19 h


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