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Runa Islam - Empty the pond to get the fish: Wir leben von toten Fischen

Als die fotografischen Bilder laufen lernten schien die perfekte Illusion geboren zu sein. Nun konnte man die ablaufende Zeit apparativ einfangen und später als abgelaufene Zeit nochmals ablaufen lassen. Immer weiter in Bewegung halten – bis Künstlerinnen wie Runa Islam sich mit den Mitteln des Films dieser Illusion annahmen. In ihren drei im Museum Moderner Kunst gezeigten Filmen reicht die Bandbreite von der aus dem Hinterhalt gedrehten Dokumentation, über die filmische Analyse eines leerstehenden Gebäudes bis zur Inszenierung eines Dramas mit einer Aufforderung im Titel: Be The First To See What You See As You See It. Das Schau-Spiel der Protagonistin beginnt mit dem aufmerksamen Blick auf scheinbar kostbares Porzellan, steigert sich zur zärtlichen Berührung. Und als ob mit dieser Berührung jene Grenze überschritten wäre, die liebevolle Nähe immer nur aus der Distanz erlaubt, lässt Runa Islam sodann die Betrachter in Zeitlupe am freien Fall des Geschirrs teilhaben, bis es am Boden zerbirst. Der technische Vorgang des Films ist rückübersetzt in die Geschichte der Frau mit dem Geschirr, denn auch der Film zerschneidet die Wirklichkeit in kleine Stücke. Der Film als Geschirr lässt sich aber nicht mehr zusammenfügen, ohne dass man einen Unterschied erkennen würde, das schafft auch der beste Superkleber nicht. Adieu, schöne Illusion. Im dritten Streifen verfolgt der Bewegungsablauf der Kamera einen Schriftzug, wie mit einem Stift schreibt er eine Textbotschaft filmisch auf – und geht damit fremd. Das steht flimmernd fest. Die Kamera jubelt dem Bild der Welt begeistert einen Text der Welt unter, der aus einer anderen Welt stammt. Dennoch kann man Runa Islam keine Verquerung der Tatsachen zum Vorwurf machen, die Wirklichkeit ist wohl so untergejubelt. Der Titel Empty The Pond To Get The Fish meint zwar eine Methode Fische zu fangen, beschreibt für Runa Islam aber auch die Tätigkeit des Filmemachens: Dem Teich das Wasser ablassen, bis nur mehr tote Fische, tote Wirklichkeitsstücke zurück bleiben. Grausam. Tragisch. Aber, wenn wir denn überhaupt zu Fisch greifen, leben wir dann nicht hauptsächlich von toten Fischen?
Mehr Texte von Hartwig Bischof

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Runa Islam - Empty the pond to get the fish
09.05 - 13.07.2008

mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr


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