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Re-Imagining Asia. A Thousand Years of Separation: Heterotopien des Imaginären: Panasiatische Identitäten

Vermeintliche wie reale Heterotopien des Selbst zeigt die koreanische Künstlerin Kimsooja in ihren Simultanprojektionen im Berliner Haus der Kulturen der Welt, wenn sie inmitten der Menschenmengen von Delhi, Tokio, New York und Shanghai wie eine versteinerte Säule mit dem Rücken zur Kamera verharrt. In ihrer performativen Videoarbeit beobachtet das seltsam raum- und zeitlos erstarrte Selbst zwar die Umgebung, negiert aber parallel jegliche Verortung. Kimsoojas leblose Distanz überwindet die Anbindung an Kultur oder Nation, indem sie illustriert, wie sich die persönliche Identität längst von der kollektiven Identität gelöst hat. Den Blick auf Asien werfen ebenso Künstler, die nicht in Asien geboren wurden, sondern wie Andreas Gursky aus Deutschland oder Gabriel Orozco aus Mexiko stammen. Das entspricht bis zu diesem Punkt der gegenwärtigen Praxis der globalisierten Kunstwelt und zeigt noch keine panasiatische Erscheinung auf. Schon längst arbeiten Künstler in Anlehnung an Byung-Chul Hans Phänomenologie der Hyperkulturalität jenseits des vorgeblich identitätsstiftenden „Ortsfundamentalismus“, wenn sie wie Rirkrit Tiravanija mit Berlin, New York und Bangkok weltumspannende Arbeitsplätze angeben. Die Kuratoren Wu Hung und Shaheen Merali hinterfragen daher in der Ausstellung Re-Imagining Asia. A Thousand Years of Separation, wie sich Asien als Raum des Imaginären künstlerisch formuliert, in Abgrenzung zu nationalen oder geschlechtlichen Identitäten, verwenden doch viele KünstlerInnen Asien als philosophische wie ästhetische Referenz. Auch die von Großbritannien zurückgekehrte Inderin Bharti Kher möchte Geschichte in ihrer Pluralität lesen, indem sie die gegerbte Haut ihres lebensgroßen Fiberglas-Elefanten mit glitzernden Bindis überzieht. Unter dem Titel The skin speaks a language on its own scheint der Elefant als panasiatisches Symbol von Würde, Stärke und Weisheit längst in Folge der gegenwärtigen Effekte von Populärkultur, Massenmedien und Konsumkultur in die Knie gesunken. Damit entlarvt die Künstlerin das historische (ehemals westliche) Verständnis von Fortschritt und Moderne, wenn sie im Interview konstatiert: „[...] in a country like India, there’s always this clearing away of the old and making of the new, in the sense that we don’t keep the cultural heritage [...] most of everything in India is disappearing quite quickly, and I think that’s part of the culture.“
Mehr Texte von Claudia Marion Stemberger

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Re-Imagining Asia. A Thousand Years of Separation
13.03 - 18.05.2008

Haus der Kulturen der Welt
10557 Berlin, John-Foster-Dulles-Allee 10
Tel: +49-30-397 87 0
Email: info@hkw.de
http://www.hkw.de/
Öffnungszeiten: Di-So 10.00 bis 21.00 Uhr


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