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Surreal Things: Dinge der Überwirklichkeit

Es ist eine gigantische Schau mit surrealen Designobjekten, Kostümen, Möbeln, Architektur, Schmuck, Mode, Film und Werbung. Nur die besten Werke, die 250 wichtigsten Objekte, Bilder und Skulpturen – wie das Hummertelefon von Dali, das mit Nägeln gespickte Bügeleisen von Man Ray oder die Kostüme von Jean Miro und Giorgio de Chirico -, die die Künstler des Surrealismus produziert haben, sind noch bis zum 7.9. in Bilbao zu sehen. Aber damit nicht genug. Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut, dieser so wichtigen Kunstrichtung, mit deren Vertretern Peggy Guggenheim eng verbunden war (mit Max Ernst war sie auch verheiratet), zu huldigen. Durch aufwändige, bühnenartige Räume, übergroße Vitrinen und Podeste, theatralische Vorhänge und eine großartige Lichtinszenierung werden die Objekte bestens präsentiert, in eine dem Surrealismus angemessene Überwirklichkeit überführt und durch eine wohldurchdachte thematische Konstellation der Exponate in spannende Dialogsituationen und Nachbarschaften gebracht. Das Victoria & Albert Museum London (Kuratorin: Ghislaine Wood) hat diese Schau bereits 2007 zusammengestellt und in Bilbao in 7 großen Räumen thematisch sinnvoll untergliedert. So werden Bühnenbilder, Kostüme und Entwürfe von Jean Miros „Romeo und Julia“, „Jeux d´entfants“, Giorgio de Chiricos Kostüme für „Le Bal“ (1929) und André Massons „Scetch for the Finale“ wirkungsvoll miteinander in Beziehung gesetzt, durch Fotos und Filme der Aufführungen ergänzt. Ein anderer Raum handelt von der Natur, deren künstlerische Verwendung und Verfremdung. Vasen und Skulpturen von Hans Arp, der den Biomorphismus bzw. die abstrakte, organische Form in Folge des Jugendstils erfunden hat, sind in Beziehung gesetzt zu Calders Mobile, organische Lampen, Sofas mit Hocker von Isamo Noguchi (1948) und Fotos von und in der Natur u.a. von Man Ray, Herbert Bayer und Eileen Agar. Ein anderer Raum zeigt erstmalig komplett das „Modell des Surrealistischen Museums“ von 1942, das er Peggy Guggenheim vorstellte. Mit Eisenbahngetöse und Dunkelheit wird man eingeführt, der plötzliche Lichtwechsel zeigt einen Blick in einen hölzernen Tunnel mit Modellen surrealistischer Kunst. Besonders aufregend sind auch der Schmuck, die Schuhe und Kostüme von Elsa Schiaparelli, die u.a. mit Salvador Dali viel zusammengearbeitet hat. Allein diese phantasievollen Objekte und der theatralisch inszenierte Raum mit dem Motto „Displaying the Body“ ist die Reise wert. Aber auch das von Max Ernst entworfene riesige Bett, hohe Schubladenschränke mit Gesichtern sowie das Lippensofa von Dali im Raum „The Illusory Interior“ zeigen den Surrealismus (als die Aufhebung der alltäglichen wie der Traum-Wirklichkeit in eine beide umfassende Realität) und seine Traumwelten im fast wirklichen Leben der Objekte – wären da nicht die Mauern des Museums. Ein abschließender Didaktikraum erklärt in Vitrinen anschaulich die Techniken des Surrealismus mit Text und Materialien, gibt per Kopfhörer Zitate Originalstimmen der Künstler wieder und zeigt Filme sowie eine Zeittafel.
Mehr Texte von Ulrike Lehmann

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Surreal Things
29.02 - 07.09.2008

Guggenheim Museum Bilbao
48001 Bilbao, Avenida Abandoibarra, 2
Tel: +34 944359080, Fax: +34 944359039
Email: visitante@guggenheim-bilbao.es
http://www.guggenheim-bilbao.es


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