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ARCO 2008: Groß, bunt, beliebt

Als Lourdes Fernández vor zwei Jahren die Leitung der Internationalen Messe für Zeitgenössische Kunst in Madrid übernahm, kündigte sie Veränderungen an - und die sind in diesem Jahr zu spüren. Zugunsten internationaler Präsenz sind einige spanische Galerien verschwunden, die Verteilung in den neuen Messehallen ist demokratischer, Hierarchien wurden aufgebrochen, mancher Platzhirsch an den Rand verbannt. Von Bacons "Man at Washbasin" für 20 Millionen Euro in der internationalen Galerie Marlborough bis zu Gipsjoghurts des Spaniers Benjamin Torres für 25 Euro bei der Madrider La Caja Negra bieten die 295 Galerien ein gewaltiges Panorama. Die Kojen in den weitläufigen Hallen 12 und 14 sind geräumig, die Gänge großzügig, man sieht die Sammler wandeln. Anders geht es im ersten Stock zu, wo sich rund hundert Galerien mit Sonderprogrammen die Halle mit Zeitschriften, Performance- und Diskussionsflächen teilen. Gastland Brasilien mit 31 geladenen Galerien stellt hier ein buntes Spektrum aus. Arco40, Solo Projects und Expanded Box sind kleinere Kojen mit günstigerer Standmiete. JM aus Málaga widmet sich der österreichischen Performerin Irene Andessner, ihr Projekt "Maternoster" als Videoloop - sie fährt als Alma Mater, Muttergottes, Mutter Courage und Künstlerin Madonna im Paternoster - kostet 19 000 Euro (Auflage 5). Einen Eckstand hat Ingo Giezendanner ganz in gezeichnete Blätter eingekleidet. Das schwarz-weiße Gesamtkunstwerk inklusive Video des Künstlers im Mimikri-Overall verkauft sich für 35 000 Euro, DVDs gibt es schon für 15 Euro, (bei Freymond-Guth aus Zürich). Das Video "Contagio" des ecuadorianischen Künstlers Tomás Ochoa kann man sich per Computer in der Expanded Box Pantalla ansehen und auf eine große Leinwand bestellen (Galería Tribeca, die 17 Minuten kosten 11 000 Euro). Die Madrider Veteranin Helga de Alvear bestückt im oberen Stock eine kleine Koje als Einzelschau mit fünf großen Fotografien von Axel Hütte (1/4, 22 000 bis 37 000 Euro), im großen Galeriestand im Erdgeschoss hat sie Imi Knoebel bereits verkauft ("Kreuz und quer", 90 000 Euro). Der Erfolg der Arco liegt auch im Rahmenprogramm. Fachleute werde eingeflogen, 200 internationale Sammler von der Messe eingeladen, spanische Institutionen kaufen für ihre Sammlungen und Museen an. So zeigen sich rote Punkte nach kürzester Zeit und noch lange, bevor die Besucherscharen in die Hallen strömen. Mit 200 000 Besuchern darf die Messe in sechs Tagen rechnen. Die Stiftung Coca Cola hat für ihre Sammlung zwei C-Prints des katalanischen Fotografen Ignasi Aballí erworben. Die Amsterdamer Hausecken kosten 6 000 Euro (bei Estrany - De la Mota aus Barcelona). Aus Wien ist - neben Charim, Hilger, Insam, Kargl, König, Krinzinger, Krobath Wimmer, Mauroner und Thoman - wie jedes Jahr Nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder dabei und hat die farbige Komposition aus Plastik "Black & Blue" der Amerikanerin Jessica Stockholder umgehend für 55 000 Dollar an eine belgische Sammlung vermittelt, eine Glasskulptur von Isa Melsheimer wäre für 8 000 Euro noch zu haben. Die Galeristin begrüßt die Internationalisierung und das gute Niveau der Messe unter Lourdes Fernández. Geärgert haben sich einige spanische Galerien, die nicht zugelassen wurden. Sie werben jetzt mit Cocktails und verlängerten Öffnungszeiten in ihren Madrider Galerien (Magda Bellotti, Joan Gaspar). Andere haben sich schon vor drei Jahren zur Art Madrid zusammengetan, einer Messe mit spanischem Schwerpunkt, die zeitgleich auf dem alten Messegelände Madrids im Casa de Campo stattfindet und sich durch Qualität und Übersichtlichkeit auszeichnet. Insgesamt ist auf der Arco neben Malerei und Fotografie viel Skulptur zu sehen, unter anderem Evan Pennys hyperrealistische Silicon-Körper, "Penny" 2007 (35 000 Euro) oder ein großer "Murray" (120 000 Euro) bei Trépanierbaer aus Kanada. Bei aller Aufgeregtheit - die Leuchtschrift "we love parties" von Manuel Saiz bei Moriarty aus dem Jahr 2003 passt immer noch - finden sich auch besinnliche Raritäten. Die auf Fotografie spezialisierte Galerie Kicken aus Berlin ist zum zweiten Mal in Madrid und hat ein kleines Meisterwerk mitgebracht. Im schweren Rahmen hängt eine winzige Fotografie: André Kertész` "Gabel" von 1928 - Kostenpunkt: 800 000 Euro
Mehr Texte von Clementine Kügler

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ARCO 2008
13 - 18.02.2008

ARCO
28042 Madrid, Parque de Juan Carlos 1
http://www.arco.ifema.es


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