Werbung
,

Franz Kapfer - Zur Errettung des Christentums, die Türken in Salzburg und Passau: Geschmacklos, respektlos

In der äußerst empfehlenswerten Zeitschrift "biber", die sich als "Stadtmagazin für Wien, Viyana und Bec" auf unaufgeregte und extrem witzige Art all dem widmet, was niederösterreichische Landesfürsten wahrscheinlich als "artfremd" bezeichnen würden, outete sich FPÖ-Chef H. C. Strache unlängst als "Freund der Serben". Begründung: "Wir sind Europäer, wir sind christlich und wir erleben heute gänzlich neue Bedrohungen wie etwa die drohende Islamisierung Europas." In seiner aktuellen Ausstellung im Traklhaus führt Franz Kapfer vor, wie sich die wenig "gänzlich neue" Angst vor der "drohenden Islamisierung" über die Jahrhunderte in Bildern und Denkmälern niedergeschlagen hat. Zum Beispiel hat er eine Führung im Passauer Rathaussaal auf Video aufgenommen, über ein Deckenfresko (Sujet: Sieg Jan Sobieskis am Kahlenberg) schwenkend. Nicht nur die Sprache, in der ein halblustiger Fremdenführer Sobieski preist, entlarvt sich von selbst, sondern auch dessen geschmacklose Witzchen, wenn er Mutmaßungen anstellt über den Fall, dass 1683 die Osmanen gesiegt hätten. Aber auch an steinernen Manifestationen der österreichischen Türkenfeindlichkeit hat sich Kapfer abgearbeitet – zum Beispiel an den türkischen Uniformen, die auf der Fassade der Spanischen Hofreitschule in dreißig Metern Höhe montiert sind: In seiner Version werden die kopflosen, aber mittels Kanonenrohren zwischen den Beinen als sexuell potent gekennzeichneten Figuren zu comichaften Pappkameraden auf Holzkonstruktionen. Kapfers Verdienst besteht nicht nur darin, die zweifelhaften Angsttherapierungsversuche des monarchischen Österreich aufzuzeigen. In seiner künstlerischen Fassung dekonstruiert er die Anti-Türken-Monumente auch formal: Statuen werden zu ephemeren Gestellen, Deckenfresken unruhig gefilmt, sodass man sie kaum fassen kann. Prinz Eugen, der ehemals im Spiegelsaal des Belvedere stand und zu dessen Füßen sich ein Türke windet, findet sich, in drei Teile zerschnitten, auf trashiger Spiegelfolie aufgepickt wieder. Die Art, mit der Kapfer die Denkmäler aus der Musilschen Unsichtbarkeit, holt, ist reichlich respektlos. Gut so.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Franz Kapfer - Zur Errettung des Christentums, die Türken in Salzburg und Passau
07.03 - 19.04.2008

Kunst im Traklhaus
5020 Salzburg, Waagplatz 1a
Tel: +43 662 8042-2149, Fax: +43 662 8042-3078
Email: traklhaus@salzburg.gv.at
http://www.salzburg.gv.at/traklhaus
Öffnungszeiten: Di - Fr. 14.00 bis 18.00 Uhr, Sa 10.00 bis 13.00 Uhr


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
super find ich daran nur
asdf | 31.03.2008 12:07 | antworten
dass uns das vorgeführt wird, wissen und sehen tun wirs schon lange, also im betrieb ists was neues, aber für die kunst kein großer wurf

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: