Werbung
,

Monumenta 2008. Richard Serra: Schwere Leere

Statische Kunststücke, vor allem aus Stahl, haben in Paris Tradition: der Eiffelturm, die großen Bahnhöfe und der imposante Weltausstellungspavillon, das Grand Palais am Place de la Concorde sind viel bestaunte Ingenieursmeilensteine. Letzteren bespielt nun der Inbegriff des Stahls in der zeitgenössischen Kunst: Richard Serra. Unter dem gewichtigen Titel „Monumenta“ wurde, nach Anselm Kiefer 2007, dieses Jahr der 69-jährige Amerikaner eingeladen, eine neue Arbeit für den 13 500m2 großen Kuppelbau zu realisieren. Ein nicht ganz leichtes Unterfangen wie sich zeigt. Serra verbindet schon seit Studententagen eine Nähe zur französischen Hauptstadt und sein Interesse an Skulptur wurde, nach einem Malerei-Studium bei den Puristen Albers, Reinhardt und Stella in Yale, durch die Arbeiten der Nachkriegs-Europäer Brancusi und Giacometti entfacht. Heute zählt Serra neben Carl Andre, Donald Judd, Eva Hesse und Bruce Nauman zu den wichtigsten Vertretern der Minimalart. Die Handhabung und vor allem die Unterlassung der Bearbeitung des Materials revolutionierten in den 60er Jahren den Skulpturbegriff. Nach anfänglichen Experimenten mit Kautschuk, spielt Stahl in seiner industriellen Form für Serra bald die tragende Rolle. Das Erlebnis, als ein Öltanker vom Stapel gelassen wird, zu dem ihn sein Vater an seinem vierten Geburtstag mitnimmt, wird zum Schlüsselerlebnis. Die Eigenschaften des Materials als solchem, seine Oberfläche, die Schwere, seine Dimension spielen in Serras Arbeiten ebenso eine Rolle wie der Ort, die Umgebung, sei diese Architektur oder Landschaft. Das Grand Palais, das man vor allem mit, in Schuhschachteln unterteilten, Messeständen kennt, liegt leer nun irgendwo zwischen Architektur, öffentlichem Raum und lichtdurchfluteter Landschaft. Das ist grandios und problematisch zugleich: Serra stellt fünf haushohe, schmale Rechtecke vertikal in den horizontal ausgelegten Raum – jede Platte 75 Tonnen schwer, 17 mal 4 Meter, überdimensional, monumental, und trotzdem verliert seine Intervention hier seltsam. Die großen Platten wirken filigran, schwankend, auf einen fallend oder sich zurückziehend, je nach Position des Betrachters. Sie ragen wie Riesen aus dem Betonboden, werden aber doch von der 45 Meter hohen Glas-Esien-Konstruktion des Palais übertrumpft. Eine zweite Arbeit, Clara-Clara, die bereits 1983 von der Stadt Paris erworben wurde, ist anlässlich der jetzigen Ausstellung wieder am Eingang der Tuilerien zu sehen: dies – eine frühe Arbeit zweier Bögen, die in der Flucht zwischen Louvre-Pyramide und Napoleons Obelisk steht, als Ying zum Yang der geschwungen Aufgänge im Park – behauptet sich problemlos an diesem prominenten Platz.
Mehr Texte von Ana Berlin

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Monumenta 2008. Richard Serra
07.05 - 15.06.2008

Monumenta - Grand Palais
75008 Paris, Avenue Winston Churchill
http://www.monumenta.com


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: