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Von Unter- und Übergewichten

Stephen Kovats feiert seine Premiere als künstlerischer Leiter der Transmediale und noch während sich das Publikum zur Eröffnung in das hell erleuchtete Auditorium des Hauses der Kulturen der Welt drängt, wird geprobt; so scheint es zumindestens so lange, bis die Eröffnungsreden beginnen und sich herausstellt, dass die Show bereits gelaufen ist. Das Stück "To breathe / Respirare" von Kimsooja wird damit zu einer der am wenigsten beachteten Eröffnungsperformances aller Zeiten. Als letzter Redner spricht Kovats und liest schließlich einen Text, der sich auf der Leinwand als Synchronschrift über Videoaufnahmen rund um die Wiener Hofburg wiederholt. Kovats gibt unerwartet simplifizierende Weltformeln von sich, die nach einer langen Weile jedoch mit einem Dank an den Künstler Marko Kosnik enden; offenbar waren Text und Video von ihm gewesen. So hatte auch die zweite Performance "operabil conspirare" unbemerkt stattgefunden. In der Ausstellung fällt die Arbeit "Heilprin Land" von Ilana Halperin auf, die einen Ort der Stille zwischen aufeinander zuströmenden Eisbergen generiert. Die russische Künstlergruppe Electroboutique rund um Alexej Shulgin, präsentiert einen schicken High-Tech-Pop-Medienkunst-Messestand. In der darin u.a. vorgestellten Arbeit "Urgently" von Aristarkh Chernyshev landen Leuchtschriftbänder, die beliebig über das Internet mit Texten beschrieben werden können, ebenso aussagekräftig wie visuell wirksam in einem Mülleimer. Die Welt der Gedanken und Ideen bleibt ohne weiteren Wert. Dies ist zumindestens eine klare Ausage. Müll ist auch zentrales Thema der Gruppe und Arbeit "Trans4m Orchestra" die in einer Kooperation der deutschen Gruppe Blackhole Factory und palästinensischen Kunstschaffenden entstand. Dabei geht es aber im Gegenteil um gefundene Versatzstücke, die mit Bedeutungen aufgeladen werden. Die Gruppe zeigt dies in einer groß angelegten Rauminstallation im Podewils’schen Palais. Ebenda findet sich auch die sehr beeindruckende Installation "Filmachine" von Keiichiro Shibuya und Takashi Ikegami. Das Festival wurde von einem umfangreichen Clubprogramm und zahlreichen diskursiven Veranstaltungen begleitet. Zudem wurden die Transmediale Awards an Julia Meltzer und David Thorne (1), Ubermorgen.com, Paolo Cirio und Alessandro Ludovico (2), Gordan Savicic (3), sowie der Transmediale Vilém Flusser Theory Award an Simon Yuill vergeben. www.transmediale.de
Mehr Texte von Ursula Hentschläger

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