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Ohio - Joachim Brohm, mit einem Insert von Peter Piller: Dokumentation und Konstruktion

Unspektakulär ist die Aufnahme des brennenden, metallicblauen Wagens nicht. Auch wenn die amerikanische Karosse sorgfältig in einer Parklücke abgestellt ist. Das Bild, als Poster durch die Glasfassade des Neubaus der GfZK zu sehen, macht auf die Einzelausstellung Joachim Brohms kuratiert von Barbara Steiner aufmerksam. Joachim Brohm (1955) ist Professor für Fotografie und Rektor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und eigentlich bekannt für unspektakuläre und dokumentarische Bilder von urbanistischen Transformationsprozessen. Inhaltlich beschäftigt sich der Fotograf mit Umbruchsituationen, während er gleichzeitig über seinen Aufnahmeduktus, gekennzeichnet durch eine austarierte Komposition und verhaltene Farbigkeit, die Mittel und das Selbstverständnis der Dokumentarfotografie reflektiert. Vertreten sind Brohms Serien "Ruhr" (1979-1983), "Areal" (1992-2002), "fahren" (2004-2005), das holländische SKOR-Projekt (2003) und die titelgebende Serie "Ohio", die 1983-1984 während eines Studienaufenthaltes in den USA entstand. "Ohio" bildet den Ausgangspunkt der Ausstellung und unterstreicht Brohms Orientierung an der amerikanischen Dokumentarfotografie und, so die These Frau Steiners, auch seine Rezeption der amerikanischen Diskurse in der bildenden Kunst der 60er und 70er Jahre. Damit bietet die Ausstellung einen guten Überblick über sein Schaffen und lässt Entwicklungslinien erkennen. Künstlerisch herausragend ist vor allem die Serie "Areal" in der Brohm die Umgestaltung eines Gewerbegebiets nahe München vom Industriepark zum postindustriellen Wohngebiet über 10 Jahre dokumentierte. Die Bilder sind malerischer in der Oberflächenbeschreibung der Gegenstände und in den ästhetischen Formen und Strukturen. Das rostende Metall eines Kleinbusses verwandelt sich in ein Sandbild, die gekachelte Fassade eines Hauses wird zum Patchwork und der Hydrant davor sieht aus wie eine Kaktee. Auch die Präsentation der Serie mit einer Vielzahl von kleineren Abzügen die Wände bedeckend ist hier besonders gelungen. Die Anordnung lässt an ein Archiv denken und, noch wichtiger, sie betont die Tendenz der Bilder zum "All-over", die in der bewusst unakzentuierten Farbigkeit und Komposition angelegt ist. In dieser Weise wird das Blickfeld auf die Arbeiten Brohms und auf die Möglichkeiten des Dokumentarischen geweitet.
Mehr Texte von Sandra Beate Reimann

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Ohio - Joachim Brohm, mit einem Insert von Peter Piller
20.10.2007 - 13.01.2008

GfzK - Galerie für zeitgenössische Kunst
04107 Leipzig, Karl-Tauchnitz-Straße 11
Tel: ++49-341 - 140 81 0, Fax: ++49-341 - 140 81 11
Email: office@gfzk.de
http://www.gfzk.de
Öffnungszeiten: Di-Sa 14-19 h / So 12-19h


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