I am not afraid. The Market Photo Workshop, Johannesburg: 100

Vor Kurzem ist die 100. Ausgabe der Zeitschrift Camera Austria erschienen und aus gegebenem Anlass feiert die gerne als "Projekt" bezeichnete Institution dieses Jubiläum in gewohnt konsequenter Weise nicht mit einer Retrospektive - samt gerne daran affichierter Selbstbeweihräucherung -, sondern man widmet sich stringent seinem Fokus: Präsentation von künstlerischer Fotografie im sozial-dokumentarischen Kontext. Und so präsentiert Camera Austria in Druck und Ausstellung den Market Photo Workshop Johannesburg, der in den 1980ern, noch mitten in der tiefsten Apartheid, von David Goldblatt mitbegründet worden war. Der Workshop hatte die Intention Menschen mit stark beschnittenen Zukunftsmöglichkeiten, eine fotografische Ausbildung zu ermöglichen. Dabei wurden enge Kontakte zu späteren Jobgebern geschaffen, und die AbsolventInnen konnten ihre Chancen sowohl in künstlerischer als auch in professioneller Richtung nutzen. In der Ausstellung werden sechs künstlerische Positionen sowie drei Projekte, an denen mehrere FotografInnen beteiligt waren, gezeigt. Dabei bewegt die Porträtserie "Faces & Phases" (2006/07) von Zanele Muholi besonders; nicht nur durch die Ästhetik der Schwarzweißfotografien, sondern auch durch die Geschichte, die hinter den Porträtierten steht: allesamt schwarze Lesben, die als Randgruppe in der queeren Community Südafrikas positioniert und von massiver Gewalt aus der übrigen Gesellschaft bedroht sind. Nontsikelelo Veleko arbeitet an Serien im urbanen Raum, eine davon Graffities, die andere Menschen mit besonderen Outfits. Die junge Lerato Maduna ist zwar mit einer kleinen Serie über das Fußballspielen einzeln vertreten, von ausgesprochener Qualität sind jedoch ihre Fotografien des Projekts "Back and Forth", das die Situation und die Risken des Handels an den Grenzen Südafrikas dokumentiert. Die Zeitschrift fungiert quasi als Katalog. Die Texte erklären den Workshop, dessen Arbeitsweise sowie den Fokus der Projekte. Sie vertiefen, erläutern und erweitern die Thematik. Besonders hebt sich der Text von David Goldblatt ins Bewusstsein, mit dem er einerseits seinen Dank an Camera Austria-Mitbegründerin Christine Frisinghelli ausdrückt, jedoch nicht die Gelegenheit auslässt seine Sorge über die momentane Situation des Workshop, mit dem Staat als Geldgeber, in Worte zu fassen und so zur ständigen Wachsamkeit mahnt.

Mehr Texte von Nora Theiss

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!

I am not afraid. The Market Photo Workshop, Johannesburg
01.12.2007 - 02.03.2008

Camera Austria
8020 Graz, Kunsthaus Graz, Lendkai 1
Tel: +43(0) 316/ 81 555 00, Fax: +43(0) 316/ 81 555 09
Email: office@camera-austria.at
http://www.camera-austria.at
Öffnungszeiten: Di-Sa 10-17 h

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum