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Eine Liebe: Max Klinger und die Folgen: Der andere Weg in die Moderne

Nachdem sich Traum und Wirklichkeit vermischten und die Phantasie mit der Realität spielte, folgt am Ende die Ernüchterung in Form von "Tod", "Untergang" und "Nacht". Der Mensch fällt "Ins Nichts zurück". Max Klingers graphische Folgen ("Ein Handschuh", "Ein Leben", "Eine Liebe", "Brahmsphantasie" u. a.) schließen mit dem Verlust der Illusion. Seine Graphik, die durch ein Nebeneinander verschiedener Stile und Techniken, das Fehlen einer klaren narrativen Abfolge und durch den reale und irreale Welten vereinenden "Doppelblick" gekennzeichnet sind, bildet den Ausgangspunkt der Leipziger Ausstellung "Eine Liebe. Max Klinger und die Folgen". Zum 150. Geburtstag holt man den in Leipzig geborenen Künstler (1857-1920) endgültig aus der kunsthistorischen Position des einsamen Sonderlings heraus und zeigt ihn in Anlehnung an Werner Hofmann als vielseitige Inspirationsquelle der Moderne. Hofmann bezeichnete Klinger mit seinen "polyfokalen Sprachhöhen der `Manier`" übersteigernd als den "komplementären Antipoden von Cézanne" auf dem anderen der beiden Wege in die Moderne. Inspiration waren die Werke Klingers, beispielsweise für das Alptraumhafte und Fragmentarische bei Giorgio de Chirico, Salvador Dalí und Max Ernst, für das Abgründige Alfred Kubins oder Richard Müllers und für die sozialkritische Graphik von Käthe Kollwitz und Hans Baluschek. Klingers Unbehagen vor starken Frauen und Verführerinnen spiegelt sich bei Edvard Munch, Franz von Stuck und Gustav Klimt wider. Hier wie im Thema der Nacktheit des menschlichen Körpers kommen auch verstärkt Klingers Gemälde und seine Skulpturen zum Tragen. Die Resonanz Klingers in obskuren, mit Pathos überfrachteten Szenen bei seinem sächsischen Kollegen Sascha Schneider ist aus heutiger Sicht dagegen schwer erträglich. Die Leipziger Ausstellung bietet eine anregende, neue Perspektive auf die Werke Klingers und die Vertreter der Moderne. Max Klinger bahnte nicht nur künstlerisch einen Weg in die Moderne. Sondern nahm auch mit den Botschaften seiner Graphiken, das ernüchternde Erwachen, das Scheitern, das Zurück ins Nichts, dass die Moderne mit sich brachte, unbewusst vorweg.
Mehr Texte von Sandra Beate Reimann

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Eine Liebe: Max Klinger und die Folgen
11.03 - 24.06.2007

Museum der bildenden Künste Leipzig
04109 Leipzig, Katharinenstr. 10
Tel: +49 (0)341 - 216 99 0, Fax: +49 (0)341 - 216 99 999
Email: mdbk@leipzig.de
http://www.mdbk.de
Öffnungszeiten: Di & Do-So 10-18, Mi 12-20


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