Manisha Jothady,
Rodney Graham - Lobbing Potatoes at a Gong: Kartoffelwerfen mit Untertitel
Er ist ein Cross-Over-Künstler par excellence. Seit den späten siebziger Jahren entwickelt Rodney Graham ein unglaublich vielseitiges Oeuvre. Mit frappierender Virtuosität bewegt sich der Kanadier zwischen verschiedenen Medien und Themen. Die Bandbreite seines Schaffens reicht von Objekten, Installationen, Fotos, Filmen, Videos, Malereien bis hin zu Künstlerbüchern und Musikproduktionen. Inhaltlich nehmen seine Arbeiten sowohl auf historische Ereignisse Bezug als auch auf Themen, die in das Feld der bildenden Künste, der Musik, der Literatur, der Musik, der Philosophie und Psychoanalyse führen. Stets agiert er als Generalist und oft widmet er sich marginalen, wenig geläufigen Gegebenheiten. So ließ er sich beispielsweise für das Video "City Self / Country Self", welches das Motiv des Doppelgängers aufgreift und letztes Jahr in der Bawag Foundation im Rahmen einer Gruppenausstellung zu sehen war, von Kinderbuchillustrationen aus dem 19. Jahrhundert inspirieren.
Auch seine aktuelle Präsentation, in der das Spektrum seines komplexen Agierens sehr gut deutlich wird, ist es ein randständiges Ereignis, das Titel gebend für diese zweite Wiener Personale des Künstlers ist (1999 zeigte die Kunsthalle Wien eine umfangreiche Einzelausstellung). "Lobbing Potatoes at a Gong" geht auf eine Anekdote aus dem Jahr 1969 zurück. Der Schlagzeuger von Pink Floyd soll damals bei einer Jamsession einen Gong mit Gemüse beworfen haben. Graham inszeniert diesen Vorfall als Fluxusevent. Die spröde Ästhetik des 16mm-Schwarzweißfilms suggeriert dabei den Eindruck vermeintlicher Authentizität. Und damit die herumliegenden Erdäpfel auch ja nicht verkommen, wurde aus ihnen Wodka gebrannt, dessen Behältnis es neben einer Destilliermaschine ebenfalls zu bestaunen gilt. Klar ist, dass Grahams Werke ohne Subtext kaum auskommen. So erfährt man erst via Lektüre, dass das Leuchtkasten-Triptychon, das den Künstler als einen von drei Musikern eines klassischen Ensembles zeigt, auf eine Aufführung einer italienischen Komposition aus dem 14. Jahrhundert in den siebziger Jahren zurückgeht. Dennoch spricht besonders dieses Exponat für den ästhetischen Eigenwert, der seinen Arbeiten letztlich immer auch innewohnt. Gleiches gilt für das Arrangement mit dem sakral anmutenden Titel "Awakening". Graham hat hierfür auf ein Foto aus den frühen Siebzigern zurückgegriffen. Darauf abgelichtet: die Heavy-Metal-Band Black Sabbath und Ozzy Osbourne wie er spöttelnd auf einen alten Mann deutet, der auf einer Parkbank liegt. Indem sich der Künstler in der Bearbeitung der Vorlage nun anstelle des Alten ins Bild setzt, wird er selbst zum Subjekt des Hohns - eine gelungene selbstironische Geste, vermittels der Graham wohl auf seine eigenen Rocker-Allüren anspielt. Weniger beeindrucken dagegen sind seine Malereien. Das Formenvokabular der klassischen Moderne zu demontieren, das bewältigen dann doch andere interessanter als der Universalkünstler Rodney Graham.
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Rodney Graham - Lobbing Potatoes at a Gong
30.03 - 16.06.2007
BAWAG Foundation
1040 Wien, Foundationsquartier, Wiedner Hauptstraße 15
Tel: +43 1 504 98 80 38, Fax: +43 1 504 98 80 39
Email: foundation@bawagpsk.com
http://www.bawag-foundation.at
Öffnungszeiten: Di bis So, feiertags 11 bis 18, Do bis 20 Uhr
30.03 - 16.06.2007
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