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Protections. Das ist keine Ausstellung: Ungeschützt durchboxen

Was so nach Schutz und Sicherheit klingt, verstört bereits auf den ersten Blick. Aus dem Kunsthaus Graz wurde einem Anagramm folgend das Gutshaus Kranz. So wie hier Buchstaben durcheinander gebracht werden, wird auch mit den Erwartungshaltungen, die man an eine gängige Ausstellung hat, gebrochen, im Vordergrund der Präsentationsmethodik stehen Installation und Performance. Die KuratorInnen Adam Budak und Christine Peters erklären bei der Eröffnung - normalerweise Auftakt und Höhepunkt einer jeden Ausstellung -, dass diese keineswegs vollständig sei, sondern während der Laufzeit von 28 Tagen bis zur Finissage weiter entwickelt wird. Dazwischen liegt ein regelrechtes Monsterprogramm, bei dem unter dem Titel "Gutshaus Unplugged" jeden Spieltag KünstlerInnenführungen, Buchpräsentationen, Workshops und Konzerte stattfinden sowie eingeladene GastkuratorInnen Performances zum Projekt zum Besten geben. Damit sind Budak und Peters nicht nur Ideenbringer und OrganisatorInnen, sondern während der gesamten Laufzeit zu Anwesenheit und Aktivität gezwungen. Dies ist auf jeden Fall eine Neuheit im Ausstellungsgeschehen. Budak und Peters fordern nicht nur sich selbst, auch die BesucherInnen sind gefordert. Bereits die Fahrt auf dem Travellator wird zur Reise ins Ungewisse, nichts als ein schwarzes Loch tut sich über einem auf. Oben angekommen steht man vor einem Einfamilienhaus klassischen Ausmaßes, das sich als "No Good Place" präsentiert. Im oberen Geschoss trifft man auf zwei weitere solcher Häuser, die schon allein durch ihre Dislozierung als Haus im Haus seltsam erscheinen. Den Ausstellungsraum als geschütztes Territorium verlassend, wurde in eines das Studio von Radio Helsinki eins zu eins übertragen. Das dritte Haus hat Elisabeth Penker den "First Nations" gewidmet. Es tun sich unbenutzbare Winkel auf, von denen es im Kunsthaus einige gibt und die Penker mit Soundinstallationen akzentuiert hat, wodurch die Räumlichkeiten zu einer wirren Kakophonie werden, welche die Unruhe im ohnehin schon beunruhigenden Ambiente potenziert. Man verlässt die Ausstellung unter Umständen mit einem Amulett gegen böse Nachbarn oder Schwangerschaft, hat vielleicht eine Ahnung, wie sich der Soldat Schweijk heutzutage durchboxen würde, aber sicher und beschützt fühlt man sich mit Sicherheit nicht.
Mehr Texte von Nora Theiss

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Protections. Das ist keine Ausstellung
23.09 - 22.10.2006

Kunsthaus Graz
8020 Graz, Lendkai 1
Tel: +43/316/8017-9200, Fax: +43/316/8017-9800
Email: info@kunsthausgraz.at
http://www.kunsthausgraz.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-20 Uhr


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