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Ausnahmezustand - SLUM: Kunst bewegt?

Der steirische herbst ist eröffnet und mit ihm ein Reigen von Ausstellungen, die im Gegensatz zu den vergangenen Jahren den Eindruck vermitteln, dass mit der Intendanz des Festivals konkret Ideen und Konzepte zu den Leitfäden Kontrolle, Kollaboration, Teilhabe und Open Source entwickelt wurden. Dies führt zu einem Aufschwung und einer Varietät, die dem steirischen herbst gut tun. Die Neue Galerie zeigt im Rahmen des Festivals "SLUM". Zentrales Werk der Ausstellung sind die Trash People des deutschen Aktionskünstlers HA Schult, die den Innenhof des Palais Eggenberg-Herberstein, in dem sich die Neue Galerie befindet, bevölkern. Mahnende Wachen, eine Armee von menschlichen Skulpturen, vermitteln sie in ihrer Masse einen fast unheimlichen Anblick. Sie erinnern an die Terracottaarmee des Ersten Kaisers von Qin, die stumm und mahnend das Grab ihres Herren bewachen. Auch diese Figuren wirken auf den ersten Blick gleichgestaltet, wohingegen sie jedoch bei näherer Betrachtung sehr wohl Unterschiede im Aussehen aufweisen. Hauptmaterial der Trash People sind Blechdosen, allen voran Coca-Cola-Dosen, des weiteren finden sich auch Festplatten, Lautsprecher und was sich sonst so auf Müllhalden finden lässt, jede Figur anders. In der Masse jedoch tritt die Individualität zurück und es bleibt ein Gesamtbild, das etwas sehr militärisches hat. Neben den Figuren und der Dokumentation der früheren Aufstellungsorte will die Ausstellung die "Verslumung" der Welt aus künstlerischer Sicht dokumentieren und untermauern, das diese weithin Fortschritt hält, was jedoch nur mäßig gelingt. Zwar zeigt zum Bespiel das Video von Armin Linke/Paola di Bello ein Panorama brasilianischer Vorstädte, die Ästhetik lässt es jedoch nicht zu, den sozialkritischen Ansatz in Bezug auf das Ausstellungsthema greifbar zu machen. Auch Kazuo Katases Obdachloser wie auch die Fotoserie über Siedlungsverhältnisse in Johannesburg von Guy Tillmim veranschaulichen gesellschaftliche Zustände, ohne jedoch dem Umstand etwas entgegenzusetzen. Was die Frage aufwirft, wie weit die Kunst, bzw. KünstlerInnen hier tatsächlich eingreifen und etwas bewegen können.
Mehr Texte von Nora Theiss

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Ausnahmezustand - SLUM
24.09 - 15.10.2006

Neue Galerie Graz am Landesmuseum Joanneum
8010 Graz, Sackstrasse 16
Tel: +43 316 82 91 55, Fax: +43 316 81 54 01
Email: post@neuegalerie.stmk.gv.at
http://www.neuegalerie.at
Öffnungszeiten: Mo-Sa 9-18, So 9-12 h


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