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Kultur der Angst: Verweise und Ahnungen

Unsere Kultur wird zunehmend von Angst bestimmt. Die Produktion von Angst ist eine Schlüsseltechnologie der Macht geworden. Das ist die zentrale These der Ausstellung "Kultur der Angst" in der Halle 14 der Baumwollspinnerei in Leipzig. Die Ausstellung der Stiftung Federkiel fragt, welche Denk- und Handlungsansätze Künstler bereithalten um der Erzeugung der Angst zu begegnen. Die oft dokumentarischen und aktionistischen Arbeiten entlarven die Mechanismen der Angst und ihre Instrumentalisierung. Johan Gimonprez (Belgien) verweist mit einer Ahnengalerie von Flugzeugentführern festgehalten in 8 Videostills auf das Massenmedium Fernsehen, dass von dem "Spektakel" profitiert und es mitbedingt, indem es den Entführern Aufmerksamkeit entgegen bringt. Im "Last Riot" der Moskauer Künstlergruppe AES+F, einem gigantischen 10 Meter langen Tintenstrahldruck, posieren makellose Teenager in Kampfhaltungen auf einem virtuellen Schlachtfeld. Es fließt kein Blut. Das Geschehen ist derart ästhetisiert, dass es sich eher um ein Schlaraffenland handelt als um das Inferno eines Krieges. Das Spektrum unserer Ängste ist breit. Es reicht von den zunehmenden Vorurteilen gegenüber dem Islam, mit denen sich die Deutsche Künstlerin Mandy Gehrt auseinandergesetzt hat, bis zu den massenproduzierten H5N1-Survival-Kits, die der New Yorker Austin Shull entwickelte um auf die wirtschaftliche Ausschlachtung unserer Ängste aufmerksam zu machen. Die Leipziger Ausstellung führt uns die vielfältigen Dimensionen unserer Ängste vor Augen. Die Werke konfrontieren uns mit unseren eigenen Ängsten. Sie beziehen politisch Stellung, machen auf Missstände und den Missbrauch von Angst aufmerksam und verweisen nicht selten auf Lösungswege. Gegen Ende der Ausstellung trifft man auf Schwarzweiß-Fotografien der Künstlerin Evrat Shvily (Israel). In einer trostlosen, kargen Landschaft stehen unverputzte, unfertige Häuser im grellen Licht der Mittagssonne. Es sind Überbleibsel israelischer Siedlungspolitik, die die Existenzangst Israels manifestieren. Als hätte man die Kampfhandlungen im Libanon und Israel erahnt.
Mehr Texte von Sandra Beate Reimann

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Kultur der Angst
29.04 - 01.10.2006

Halle 14
04179 Leipzig, Spinnereistrasse 7
Tel: +49 341 492 42 02, Fax: +49 341 492 47 29
Email: office@halle14.org
http://www.halle14.org
Öffnungszeiten: Di-So, 11-18 h


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