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Josef Dabernig - Film, Foto, Objekt, Bau: Struktur als Bedeutungsträger

Kühl und präzise geht Josef Dabernig an den Ausstellungsraum heran, nimmt dessen Struktur auf, lässt Sichtachsen frei. Oder es gelingt ihm, mit minimalen Eingriffen einen sozialen Raum sichtbar zu machen. So montierte er eine Gitterkonstruktion an die Rückseite einer Stellwand, die den Blick ins Freie verdeckt und deren freigelassener Zwischenraum von Kindern gerne als Versteck genutzt wird. Gleichzeitig korrespondiert das Rasterelement mit einem Detail der architektonischen Anlage und greift in den Außenraum über. Eine Installation im Untergeschoß wiederum nimmt durch die symmetrische Anordnung genormter Stahlbleche scheinbar die Grundstruktur des umgebenden Raums auf. Die Auseinandersetzung mit Strukturen und Ordnungssystemen definiert eine Konstante in Dabernigs Werk, denn er interessiert sich programmatisch für Mathematik, Fragen der Architektur und Stadtplanung, ebenso wie für genormte Materialien, theoretische oder naturwissenschaftliche Abhandlungen, aber auch für konditionierte Verhaltensweisen, die er gerne entlarvt. Erste Textarbeiten zu diversen Ordnungssystemen sind noch während seiner Studienzeit an der Wiener Akademie in den 70er Jahren entstanden. Ein auffallendes Beispiel ist die handschriftliche Kopie des Buchs "Schönheit und Verdauung" von F. X. Mayr, dessen Erstausgabe 1920 erschien und - zeitgemäß ideologisch besetzt - den Körper mit dem Begriff "Volkskörper" gleichsetzt. Im Zeitraum von zwei Jahrzehnten legte Dabernig einen Fundus an Fotomaterial an, vielfach sind es Architekturmotive der Moderne - Stadien, Wohnbauten, Details von Fassaden, Innenräumen und Straßenaufnahmen - die er nachträglich szenisch zusammenfügt und zu eigenständigen, komplexen Arbeiten verdichtet. Das Herzstück in seinem Werk sind allerdings die Filme, die ihn auch jenseits der Kunstszene bekannt machten. Während sich Dabernig etwa als Protagonist des Reisefilms "Lancia Thema" (2005) an der Grenze zwischen dokumentarischer Beobachtung und fantastischer Erzählung bewegt, zeigt der Film "Rosa Coeli" (2003) stereotype Bewegungsmuster rund um die triste Kulisse einer Hotelhalle.

Mehr Texte von Bärbel Vischer

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Josef Dabernig - Film, Foto, Objekt, Bau
16.09 - 05.11.2006

Taxispalais Kunsthalle Tirol
6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45
Tel: +43 512 594 89 401
Email: info@taxispalais.at
http://www.taxispalais.art
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr


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