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Keine Wahlempfehlung, nur ein paar Gedanken die mir so vor der Wahl kommen

Herr Zingl der Sprecher der Grünen will jetzt keine kommerziellen Aktivitäten mehr fördern wenn er Kulturminister wird, er macht sich riesige Sorgen um das Programmkino am Fuße des Großvenedigers und bezeichnet Galerien als Stätten für touristische Events (kein Geld aus der Kultur für kommerzielle Events) und möglichst für jeden Galeristen noch eine weiter erhöhte Folgerechtsabgabe. Wo stellen die Künstler dann aus, wenn sie noch keine Bestseller sind, möchte er gerne das dann noch mehr Künstler von seiner 900 Euro-Kulturföderung leben müssen? 62 Künstler aus Österreich konnten das Dorotheum und die Wiener Kunstauktionen nach genauer Recherche identifizieren, die in den letzten Jahren Folgerecht erhalten hätten, also überhaupt in die Auktionen kamen und daher jetzt kontaktiert werden mussten. 62 von in Österreich ca 5000 gemeldeten Künstlern. Der Witz dabei ist, dass viele dieser Künstler gegen die Einführung des Folgerechts waren, vor allem aus Solidarität für Ihre noch nicht erfolgreichen Kollegen. Jetzt müssen jene Kunsthändler die in der Vergangenheit durch Ankäufe Junge oder noch nicht durchgesetzte Künstler gefördert haben und die Werke mehr als drei Jahre nicht verkaufen konnten, eine Strafabgabe für ihr Engagement - ein Folgerecht - zahlen. So wird Galerien das langfristige Engagement für ihre Künstler erschwert und junge Künstler, wenn sie Ihrem Galeristen verkaufen wollen, müssen mit wesentlich reduzierten Preisen rechnen. Wem nützt also das Folgerecht? Meiner Buchhalterin kaum, die jetzt wochenlang unsere Inventur auf Folgrechtspflichtiges überprüft? Herr Zinggl und die Grünen wollten dieses Folgerecht, das im europäischen Raum einzig in Österreich und den Niederlanden wenigstens annähernd realitätsnah ausgestaltet ist, noch mehr verschärfen - fördert das den Kulturstandort Österreich mit seinen über die Maßen engagierten Galerien? Herrn Staatssekretär Morak, oft und viel gescholten, verdankt die Kunstszene immerhin ein moderates realitätsnahes Modell des Folgerechts, natürlich innerhalb der von der EU gesetzten Grenzen. Er hat Galerienförderungen für Messen wieder aktiviert und erklärt sich für einen starken Kunsthandel im Interesse der Galerien. Er hat klar verstanden, dass ohne funktionierenden Markt die Kunstszene nicht funktioniert und unterstützt Galerien die sich für lebende Kunst einsetzen. Dafür ist ihm ohne wenn und aber zu danken. Derzeit mehr als 120 Kunstmessen in aller Welt sind zur Drehscheibe für Kunst geworden, ohne Teilnahme an diesen Messen ist eine Internationalisierung der österreichischen Kunst kaum möglich - die Aufwendungen der Galerien sind auch dadurch ins Unglaubliche gestiegen - die Gewinnspannen durch erhöhte Produktionskosten zeitgenössischer Kunst und immer aggressivere Preisverhandlungen von Sammlern und Institutionen immer kleiner geworden - wer Galerien und Ihre Bedeutung für die lebende Kunst nicht versteht und sie nicht nur nicht fördert sondern noch belasten will, soll bitte nicht Kulturminister werden wollen. Die beste Förderung der Kunst ist immer noch, Strukturen zu unterstützen die der Kunst/den Künstlern Zugang zu Sammlern und Fachleuten ermöglichen, die Ihre Arbeit durch Verkäufe und Öffentlichkei/Ausstellungen u.s.w. erst möglich machen. Im Übrigen fehlt in diesem Verständnispaket immer noch die beste Kunstförderung die steuerliche Absetzbarkeit von Kunstankäufen. Mehr wäre dazu nicht zu sagen. Informationen über das Folgerecht, Galerienförderung, Museumsankäufe über Galerien und anderes beim Österreichischen Galerienverband, galerieverband@aon.at oder der Webseite des Europäischen Galerienverbandes www.europeangalleries.org.
Mehr Texte von Ernst Hilger

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Ihre Meinung

5 Postings in diesem Forum
Guter Staat versus böse Galerien+Sammler
Ingeborg Knaipp | 28.08.2006 09:38 | antworten
Lieber Ernst, von den Grünen war niemals ernstzunehmende Kulturpolitik zu erwarten. Für sie ist ein antifaschistischer Rollerbladepfad zwischen Stadlau und Hirschstetten allemal wichtiger als Galerien, die Kunstwerke an sogenannte „Reiche“ verkaufen. Ein Blick in das grüne Kulturprogramm zeigt, daß diese Fraktion sich das Heil der Welt vom Staat, aber sicher nicht von privaten Handelsunternehmen (Galerien) erwartet. Der Markt (=Galerien, Kunstmessen, wirtschaftlicher Erfolg, Privatsammler, Engagement privater Kunstinteressierter, etc.) werden in diesem Programm ganz klar als Feinbilder identifiziert, das Gemeinwohl, die Gemeinschaft, der gute Staat, der gesellschaftliche Nutzen treten in Gegnerschaft zum "privaten Einfluß", der sich bedauerlicherweise der öffentlichen Kontrolle entzieht. Sie sind halt Etatisten, die lieben Grünen, um nicht schlimmere Ausdrücke zu bemühen. Ich würde mir von einem grünen Kulturminister nichts erwarten, jedenfalls nichts, was einem Unternehmer (Galeristen) irgendwie nützlich sein könnte: „Kulturpolitik wird nicht nur vom Staat, der Europäischen Gemeinschaft, den Ländern und Gemeinden betrieben, sondern auch von Privaten. Wenngleich private Kulturinteressen häufig Öffentlichkeitscharakter besitzen (wenn sie nämlich von der Öffentlichkeit wahrgenommen und diskutiert werden),unterscheiden sie sich doch von den öffentlichen Kulturen der demokratischen Gemeinschaft, die sich aus Angeboten, Appellen und Kritik entwickeln. Im Unterschied zu diesen lassen sich Kulturen mit Privatinteressen nicht wirksam kritisieren. Zudem ist der Zugang zu ihnen selektiert und hängt oft genug von finanziellen Möglichkeiten ab. […..] Die öffentliche Hand ist aufgefordert, ihre Aufgaben dort deutlich wahrzunehmen, wo gegenüber privaten Interessen jene der Gemeinschaft Vorrang haben. Werden öffentliche Kulturinteressen seitens der dafür gewählten Verantwortlichen nicht mehr wahrgenommen, nimmt der private Einfluß zu. (Anmerkung: dies gilt als verwerflich?!) Weltweit übernehmen – auch in der “Kultur” - immer mehr private Unternehmen Aufgaben des Staates. Undurchsichtige Strukturen von Korporationen ohne jede Rechenschaftspflicht bestimmen die kulturellen Ausrichtungen, die sich an Quoten und kurzfristigen Erfolgen mehr orientieren als am Experiment, an Kritik oder erst langfristig Wirkendem. Ziel privatwirtschaftlicher Kulturen ist meist der wirtschaftliche Erfolg. Der wiederum ist nicht das erste Anliegen der Gemeinschaft. Privatisierungen sind dort angebracht, wo sie demokratisch erarbeitete und gemeinnützige Kulturen nicht gefährden. Städte, Länder, der österreichische Staat und die Europäische Gemeinschaft sind aufgefordert, auch in kulturellen Belangen den nachhaltig gesellschaftlichen Nutzen im Auge zu behalten. Dazu gehört die Stärkung von kulturellen Aktivitäten, die sich – auch außerhalb der Parteipolitik - mit öffentlichen Phänomenen und Problemen auseinandersetzen […] Diese kulturellen Aktivitäten brauchen gelegentlich Investitionen, die der Markt aufgrund seiner Gesetzmäßigkeiten nicht tätigt.
Auslaufmodell Galerie
Dagobert Zahlmutter | 29.08.2006 10:36 | antworten
"Die Galerien sind ein Auslaufmodell" schreiben Lindinger + Schmid in einer umfassenden und sehr treffenden Analyse vor ein paar Wochen in der Kunstzeitung. Natürlich sind die Galerien - und besonders die österreichischen - ein Auslaufmodell, hoffentlich sogar, denn mit ihrer programmatischen Beliebigkeit verurteilen sie sich selbst zum Tod und das widerliche Speichellecken der Galeristen bei der Society der Salzburger Festspiele macht sie endgültig zur Seitenblicke- und Event-Staffage, die nur noch von den Habereien und Packeleien unter dem Deckmantel eines Galerieverbandes übertroffen wird. Also weg mit der staatlichen Förderung von galeristisch institutionalisierter Ideenlosigkeit, mehr Darwinismus, dann gehen 70 Prozent der Galerien endlich in Konkurs und dann wird das Programm der verbleibenden Galerien wieder konzentrierter und weniger verlogen. Siehe NY, siehe London, siehe Frankreich... Alles Liebe Euer Dagobert
Hallo Dagobert
Manfred M. Lang | 29.08.2006 04:02 | antworten
Bist du vielleicht gar ein Künstler??? Oder nur ein Zingglerianer???
Auslaufmodell Galerie
Dagobert Zahlmutter | 29.08.2006 10:36 | antworten
"Die Galerien sind ein Auslaufmodell" schreiben Lindinger + Schmid in einer umfassenden und sehr treffenden Analyse vor ein paar Wochen in der Kunstzeitung. Natürlich sind die Galerien - und besonders die österreichischen - ein Auslaufmodell, hoffentlich sogar, denn mit ihrer programmatischen Beliebigkeit verurteilen sie sich selbst zum Tod und das widerliche Speichellecken der Galeristen bei der Society der Salzburger Festspiele macht sie endgültig zur Seitenblicke- und Event-Staffage, die nur noch von den Habereien und Packeleien unter dem Deckmantel eines Galerieverbandes übertroffen wird. Also weg mit der staatlichen Förderung von galeristisch institutionalisierter Ideenlosigkeit, mehr Darwinismus, dann gehen 70 Prozent der Galerien endlich in Konkurs und dann wird das Programm der verbleibenden Galerien wieder konzentrierter und weniger verlogen. Siehe NY, siehe London, siehe Frankreich... Alles Liebe Euer Dagobert
lieber dagobert
ernst hilger | 30.08.2006 03:34 | antworten
statistisch gesehen schmeist du damit ca 400 kollegen in die 900 euro armut deine geliebten ny und sonstigen galeristen haben übrigens im gegensatz zu den österr dagoberts keine berührungsängste die transportmöglichkeiten der society and der wirtschaft für ihre kunst/künstler zu geniessen und zu nützen - hier in österreich sind immer nur die die nicht dabei sind neidig statt die anregungen aufzugreifen und selbst was auf die beine zu stellen - jammern und neid ist out -

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