Every Day ... another artist/work/show: Der Überblick als Lichtblick

Arbeiten auf Video sind aus der künstlerischen Produktion nicht mehr wegzudenken. Deren Präsentation stößt hingegen immer wieder an ihre Grenzen, sei es die Kritik an der omnipräsenten Black Box oder die oft viel zu lange Dauer von Kunstvideos. In jüngster Zeit haben sich jedoch die Präsentationsformen von Videos quasi auf die Suche nach Neuland begeben. Gesucht werden adäquate Formate, die sowohl dem Medium gerecht werden als auch die RezipientInnen erreichen. Eines dieser Formate ist das Videoscreening, bei dem eine Auswahl an Kunstvideos an einem Abend vorgeführt wird. Der Salzburger Kunstverein zeigt mit "Every Day", dass es sehr wohl möglich ist, Videokunst auch über einen längeren Zeitraum in ein organisiertes Ausstellungskonzept zu integrieren, auch wenn die Ankündigung des täglich wechselnden Programms zuerst nach Überforderung des Publikums klingt, vor allem des von auswärts kommenden. Der Besucher spielt jedoch eine zentrale Rolle im Konzept. So erblickt man sich beim Eintreten in den großen Saal des Künstlerhauses zuerst einmal selbst, ist also stante pede im Geschehen. Außerdem lässt das Raumkonzept der in Wien lebenden Künstlerin Linda Bilda die klassische Black Box weit hinter sich und erweckt mit Leuchttisch- und podium den Eindruck einer Produktionsstätte von Film und Video, lässt somit genug Licht im Raum, um sich nicht völlig unwohl zu fühlen. Neben der täglich wechselnden auf Großformat projizierten Arbeiten, die einer bis ins Jahr 1971 zurückreichenden Auswahl entspringen, bietet das Archiv die Möglichkeit sich auch über die anderen im Programm befindlichen Videos zu informieren und diese über Monitor mit Kopfhörern anzuschauen. Zur Auswahl gehören dabei aktuelle Videos wie "The She Zone" (2004) von Anette Baldauf und Dorit Margreiter oder Josef Dabernigs "Lancia Thema" (2005). Aber eben auch ältere Arbeiten wie Marina Abramovics "Art must be beautiful, Artist must be beautiful" (1975), oder "Domination and the Every Day" (1978) von Martha Rosler. Das Konzept geht insofern auf, als dass es sowohl einen Überblick über Videokunst der letzten 30 Jahre bietet, als auch dem Besucher adäquaten Freiraum für die Betrachtung einer oder mehrerer Arbeiten lässt.

Mehr Texte von Nora Theiss

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!

Every Day ... another artist/work/show
21.09 - 26.11.2006

Salzburger Kunstverein
5020 Salzburg, Hellbrunnerstrasse 3
Tel: +43 (0) 662/84 22 94-0, Fax: +43 (0) 662/84 07 62
Email: office@salzburger-kunstverein.at
http://www.salzburger-kunstverein.at
Öffnungszeiten: Di-So 12-19h

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum