Werbung
,

Jo Spence - Beyond the Perfect Image: Zeitgemäßes Archiv

Es geht nicht um das perfekte! Bild. Fragen der Repräsentation und deren Machtverhältnisse sind es, die zwar auch heute noch nicht an Aktualität verloren haben, jedoch in den 1970ern mit deutlich mehr Radikalität hinterfragt und boykottiert wurden. Themen wie Politik, Soziales oder Frauen unterlagen weit mehr noch althergebrachten Autoritäten, die erst langsam aufgebrochen wurden. Eine der Vorreiterinnen in der Rolle des aktiven Widerstands war Jo Spence. Um das Ausüben der Macht über andere auszusetzen, macht sie sich selbst zum Inhalt ihrer Bilder. Das erste Projekt ist dann auch konsequenterweise die Familie als Ausgangspunkt aller Repräsentationsmechanismen und so (de)konstruierte sie in "Beyond the Family Album" (1979) ihre eigene Geschichte mit der Frage nach dem, was nicht gezeigt wird. Jo Spence fotografiert sich, um auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft aufmerksam zu machen und sie hört auch nicht damit auf, als bei ihr Brustkrebs diagnostiziert wird. Die Arbeit ist politischer Akt. Kollektivität war in den 1970ern groß geschrieben und Jo Spence war ein "Gruppenmodell", wie sie Terry Dennet im Katalog zur Ausstellung beschreibt. Mit ihm hatte sie auch 1974 den Photographers` Workshop und in weiterer Folge die Zeitschrift Camerawork gegründet. Dabei sah sich Spence selbst nicht als Künstlerin sondern als Aktivistin, als Intellektuelle, die laut Václav Havel, "immer wieder aufs neue beunruhigen soll, Zeugnis ablegen von der Misere der Welt ..." Das Arbeitsmaterial waren laminierte Plakate, die Fotos, Texte und Montagen zeigten. Die Fotografien nicht gerahmte Einzelwerke, sondern bereits damals als Archiv angelegt, aus dem sie schöpfen konnte. Wie ein Archiv wirkt auch die Ausstellung in der Camera Austria und trotz der Aktualität hat sie einen historischen Charakter. Gezeigt wird ein Lebensweg und schon ist man als BetrachterIn an dem Punkt angelangt, wo man sich selbst dabei ertappt in die Repräsentationsfalle zu tappen. So fordert Jo Spence immer noch zu Reflexion über Bildproduktion und -interpretation heraus und ist doch so mit ihrem Oeuvre aktuell wie zeitgemäß.
Mehr Texte von Nora Theiss

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Jo Spence - Beyond the Perfect Image
01.04 - 25.06.2006

Camera Austria
8020 Graz, Kunsthaus Graz, Lendkai 1
Tel: +43(0) 316/ 81 555 00, Fax: +43(0) 316/ 81 555 09
Email: office@camera-austria.at
http://www.camera-austria.at
Öffnungszeiten: Di-Sa 10-17 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: