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Eine Person allein in einem Raum mit Coca-Cola-farbenen Wänden: Die Idee als Ausstellung

Der Grazer Kunstverein hat nicht nur einen neuen künstlerischen Leiter auch die Galerienräume erscheinen in neuem Glanz. Mit einem Raum mehr präsentiert Søren Grammel seine erste Ausstellung, die sich der Fragestellung nach der Individualität in Zeiten der Globalisierung widmet. Wie äußert sich diese in der Innenraumgestaltung zu Zeiten da IKEA als Hauptlieferant von Möbeln und Kleinkram in modernen Wohnungen gilt? Wie viele Entscheidungsmöglichkeiten dem IKEA-user überlassen sind, beweist Lasse Schmidt Hansen mit seiner Arbeit "a/294.346.752", in dem er ein Billy-Regal mit einem Fehler versehen zusammen baut. Im Regal liegt ein Heftchen, in dem festgehalten ist, wie viele Möglichkeiten es gibt, Billy zum Regal werden zu lassen. Gleich daneben steht eine Leinwand auf der zu sehen ist, wie ein Einheitszimmer für Wiedereinsteiger ins "normale" Leben von Octavian Trauttmansdorff zerlegt wird. Gibt es sie überhaupt diese immer wieder postulierte Norm? Selbst Standardlampenschirme erscheinen in der Anordnung von Lasse Schmidt Hansen sehr unterschiedlich. Das auffälligste an der Ausstellung ist die Anordnung. Hier wurde Abstand genommen vom klassischen Aufbau mit einzeln gehängten Bildern, Black boxes für Videos, etc. und von Grammel gemeinsam mit dem Künstler Bernd Krauß dem Inhalt entsprechend ein Gesamtkonzept erarbeitet. Am Boden liegen Folien, Netze, eine Dampfsperre, Materialien, die Menschen, die jemals etwas mit Hausbau zu tun hatten, geläufig sind. Dem Besucher wird die eigene Unsicherheit vorgeführt, denn man fragt sich unweigerlich, ob man da nun drauf steigen dürfe, oder ob da was kaputt gehen könnte. Wer weiß denn schon so genau, wo die Kunst beginnt. Erschwerend kommt hinzu, dass einige Arbeiten auf dem Boden liegen, so Liam Gillicks "Schmerz in einem Gebäude". Grammels neues Konzept ist auffallend erfrischend und bringt Schwung in die manchmal eingerostet scheinende Grazer Ausstellungslandschaft. Was beweist, dass mit Mut und guten Ideen, auch wenn sie nicht auf den ersten Blick mehrheits- bzw. quotenträchtig sind, sehr gute Arbeit zu leisten ist.
Mehr Texte von Nora Theiss

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Eine Person allein in einem Raum mit Coca-Cola-farbenen Wänden
27.01 - 18.03.2006

Grazer Kunstverein
8010 Graz, Palais Trauttmansdorff, Burggasse 4
Tel: + 43 316 83 41 41, Fax: + 43 316 83 41 42
Email: office@grazerkunstverein.org
https://www.grazerkunstverein.org/
Öffnungszeiten: Mi-Fr 11-18 h


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