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YCCA - Young Chinese Contemporary Art: Realismus der Selbstfindung

Wer den Weg zum Hangar 7 wegen der Ausstellung über junge chinesische zeitgenössische Kunst auf sich nimmt, sollte sich nicht wundern in einer Airport-VIP-Lounge zu landen. Der Hangar 7 ist neben atemberaubender Architektur in erster Linie eine gute Gelegenheit der Selbstdarstellung - a Hall of Fame. Der Ruhm gebührt dem Erfolg des Energydrinks Red Bull und man weiß sich zu feiern. Die lichtdurchflutete, glasumhüllte Halle ist mit Dingen bestückt, die man zu den schnellsten unserer Zeit zählen kann: Flugzeuge, Düsenjets, Indy-Cars und Formel 1-Boliden. Man fühlt sich zwischen dem Eindruck einer luxuriösen Bar oder Wartehalle hin- und hergerissen, aus den imaginären Lautsprechern schallen mehr oder weniger dezente Sambarhythmen. Und zum Drüberstreuen gibt`s noch ein bisschen was von Weltkunst. China, das wirtschaftlich aufstrebende Land, ist auserkoren Produkte der jüngsten Kunstentwicklung zeigen zu dürfen. Bei den Arbeiten handelt es sich zum Großteil um Malereien, die in ihrer Technik an Schmalix erinnern und sehr viel Realismus zeigen. Man wird das Gefühl nicht los, dass diese Art der Malerei im Westen überholt ist, dokumentarischer Realismus ist weit gehend von der Fotografie übernommen worden. Ma Yanhongs "Girl Friends" stehen einerseits für das aufkommende Selbstbewusstsein der Frau in der chinesischen Gesellschaft, die Art und Weise der Darstellung, in der die Porträtierten direkten Kontakt zu den BetrachterInnen aufnehmen, ist eindeutig Cindy Sherman-Stil. Die Serie "Point out the difference" von Li Qing ist eine amüsante Spielerei, aber was soll das Ganze? Beeindruckender ist da schon die Installation "The Gift from Undurkhan" von Li Songsong, die sich auf einen historischen Zwischenfall der Kulturrevolution bezieht, nämlich den Flugzeugabsturz des Maonachfolgers Lin Biao, der bis heute nicht restlos aufgeklärt ist. Das absolute Highlight der Ausstellung ist die Darstellung des letzten Abendmahls von Chow Chun-fai, eine aus 9x13-Einzelabzügen zusammengestellte 4 x 8 m große Installation, deren Protagonisten jeweils vom Künstler selbst dargestellt sind. Diese Dislokation eines urchristlichen Themas in den asiatischen Kulturkreis wirft Spannungen und Fragen nach Identifikation und Selbstfindung auf, die auch die Positionierung der chinesischen KünstlerInnen im internationalen Kunstbetrieb aufgreifen.
Mehr Texte von Nora Theiss

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YCCA - Young Chinese Contemporary Art
21.10 - 18.12.2005

HANGART-7
5020 Salzburg, Wilhelm-Spazier-Strasse 7a
Tel: +43/662/2197-0, Fax: +43/662/2197-3709
Email: hangart-7@at.redbull.com
http://www.hangart-7.com
Öffnungszeiten: Mo - So 09:00 - 22:00


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