Iris Meder †,
Nolde und die Südsee: Einmal Nordfriesland - Neu-Mecklenburg und retour
Der Hang zum Primitiven ist immer eine Suche nach dem Wilden im eigenen zivilisierten Ich. Eine andere Art von \"Inlandsreise\" war Emil Noldes 1913 unternommene Südseefahrt: Start- und Zielort standen damals unter derselben Herrschaft . Man bereiste den Bismarck-Archipel, kurz bevor der wilhelminische Staat seiner Kolonien mit dem Ersten Weltkrieg endgültig verlustig ging. Emil Hansen, mit dem Pseudonym seines Geburtsorts Nolde ausgestattet, vertauschte seine (im Kunstforum ebenfalls dokumentierten) Expeditionen in das Berliner Völkerkundemuseum gegen das reale exotische Leben in Neu-Mecklenburg, Neu-Pommern und Neu-Hannover, ziemlich genau am anderen Ende der Welt.
Der 46jährige Nolde nahm an der \"medizinisch-demographischen Deutsch-Neuguinea-Expedition\" mit hochoffiziellem Auftrag für \"stammeskundliches Zeichnen\" teil, fand aber immer Zeit, unterwegs auch sibirische Bauern und, in einigen der schönsten Blätter, Japanerinnen und chinesische Dschunken zu skizzieren. In der Südsee war wie bei den Kollegen Klee und Macke während ihrer Tunisreise der Eindruck der Farbe, festgehalten in Ölbildern, schnell hingeworfenen Aquarellen und leuchtenden Buntstiftzeichnungen, bestimmend. Auch nach fast 90 Jahren haben diese Werke nichts von ihrer Frische und Unmittelbarkeit verloren.
Die fotografische Dokumentation der Expedition durch Noldes Frau Ada wäre eine sinnvolle Ergänzung der Ausstellung gewesen, findet sich aber nur im Katalog. Obgleich es im Kunstforum wie immer nicht ohne marktschreierische Superlative wie \"erstmals\", \"umfassendste\" etc. abgeht, bietet die Ausstellung eine schöne Alternative zum mausgrauen Schmuddelwetter vor der Tür: Lichttherapie für müde Augen.
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Nolde und die Südsee
13.12.2001 - 03.03.2002
BA-CA Kunstforum
1010 Wien, Freyung 8
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