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Ein paar Nackerte beim Leopold

Freitag vor einer Woche soll`s sehr heiß gewesen sein in Wien. 34 Grad im Schatten. Ich war zu der Zeit im Ländle. 35 Grad - auch nicht übel. Ja und bei solchen Sommertemperaturen kann es immer wieder passieren, dass Menschen vor lauter Hitze umfallen oder unangenehm auffallen. Wie z.B. der P.R. Fuzzi - oder war es gar eine Fuzzin? - vom Leopoldmuseum. Der/die saß wahrscheinlich einige Tage vorher in einem Museumskammerl vor sich hin und dachte verzweifelt darüber nach, wie man bei hochsommerlichen Temperaturen mehr Zuschauer zu all den nackten Klimts und Schieles bekommt. Und dann urplötzlich kam sie - die zündende Idee "...jadoch ... nackt, geil ... Nackte zu den Nackten ... ist das uuuurgeil ... die Zeitungen werden über uns schreiben ... und alle Nackten dürfen auch noch gratis ins Museum ... jawohl - das machen wir ... Schlagzeilen plus Besucher ... das ist der Hit..." Das Resultat war dann eher zwischen deprimierend und zum kotzen angesiedelt. So an die 20 Nackerte sind gekommen - und ein paar gschamige Badehosenbikiniunschönheiten durften auch noch gratis rein. Und natürlich ein paar Lokalpressefotografen. Das Foto mit dem männlichen Rückenakt z.B. auf dem die Kassierin sichtlich verwundert und verstört auf ihr erstes Arbeitsplatz-Nacktschwanzerl starrt, ist ja vielleicht noch ganz witzig. Ob aber die bekleideten Kunstinteressierten an diesem Freitag im Leopoldmuseum den Billigsdorfergag auf Tutti-Frutti-Niveau hoffentlich nur als dümmliche Auswirkung eines Hitzekollers hingenommen haben, ist fraglich. Selbst finanziell hat diese Aktion nichts gebracht - die Nackten kamen ohnehin gratis ins Haus und die Voyeure waren im Krapfenwaldl noch immer besser bedient. Und dass eine Rauscher-Glosse im Standard, ein Artikel im Focus, und eine CNN-Teletext-Nachricht über die Live-Nackerten das Besucherinteresse am Kunst-Inhalt des Leopoldmuseum steigern, wage ich zu bezweifeln. Irgendwie ist es einfach peinlich, dass die Verantwortlichen des Leopoldmuseums bereit waren, ihr Renommee für diesen blöden Sommerloch-Gag aufs Spiel zu setzen.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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