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Kunstlandschaft Graz: Wider das Monopol

Dass es in Graz mehr gibt als Kunsthaus und Joanneum, fällt dem ungeschulten Blick, welcher oft jener des Touristen ist, nicht auf. Dass es in Graz mehr als Kunsthaus und Joanneum gibt, wissen die hier aktiven Kunstschaffenden. Dass es immer schwieriger wird, sich gegen den omnipräsenten, von der Politik geliebten Moloch Kunsthaus-Joanneum durchzusetzen, ist ein offenes Geheimnis. Für das Joanneum, das über die Jahre etwas an Staub angesetzt hat, war es klar, dass Handlungsbedarf bestand. Zwar ist man mit Ausstellungen wie "Egon Schiele" (1997) und "Die Farben Schwarz" (1999) kurz ins Licht der allgemeinen Aufmerksamkeit getreten, sonst dümpelte das Haus eher so vor sich hin, als auf seinen Status als wichtigste, weil einzige Sammlung in der Steiermark, aufmerksam zu machen. Einzig die Neue Galerie, die zwar Teil des Joanneums, jedoch eigenständig ein sehr gutes Programm machte, konnte sich im Museen-/Galerienkontext eine Position von internationaler Bedeutung erarbeiten und halten. Da wurde mit Peter Weibel zwar ein Tausendsassa als Chefkurator in Haus geholt, einer, der immer gut für große, medienträchtige Shows ist, was natürlich gut fürs Prestige ist. Bereits vor Eröffnung des Kunsthauses wurde in Graz gemutmaßt, wie das nun mit der Positionierung und der Konkurrenz zur Neuen Galerie werden würde. Gerüchteweise hieß es, dass nun durch den Ort Kunsthaus, der Neuen Galerie das Wasser abgegraben werden würde und sie mit der Zeit an Bedeutung, somit Geld und am Ende dann ihre Existenz verlieren würde. Andererseits war man schon neugierig, wie zwei Großkaliber dieser Generation - Peter Pakesch und Peter Weibel - wohl in Zukunft miteinander umgehen würden, bzw. zu welchen Konflikten es kommen würde. Im Jahr 2003, dem Jahr der Kulturhauptstadt, der Großausstellungen und der Eröffnung des Kunsthauses, war noch alles eitel Wonne. Eklatant geht es seit 2004 zu, da die Stadt Graz angeblich pleite ist und die Landespolitik sich mehr und mehr auf Prestigeobjekte konzentriert, mit denen man sich schmücken kann wie mit fremden Federn. Jetzt muss aufs Geld geschaut werden und wer nicht brav ist, bekommt keines oder so wenig, dass trotz Subventionen keine Existenz leistbar ist. Das bekamen international wichtige Institutionen wie der <rotor> zu spüren, der seinen Ausstellungs- und damit Repräsentationsraum in Graz aufgeben musste, ebenso wie viele Institutionen der freien Szene, die sich mehr dahin schleppen, als finanziell gut dazustehen. Die Situation in Graz, bzw. der Steiermark ist sicher eine grundsätzlich andere im Vergleich zu Wien, dass ob seiner Größe über eine größere Anzahl an Museen verfügt, die am Kuchen von Macht, Geld und Prestige mitnaschen wollen. Doch Graz verfügt über eine ausgesprochen vielseitige Galerienlandschaft, mit dem steirischen herbst über ein Festival, dass zwar in der Krise ist, aber immerhin über die Kapazität verfügen würde, Statements außerhalb der Museen - sprich des Joanneumskomplexes - zu liefern. Das Forum Stadtpark hingegen ist eine Institution, die sich nach einer langen Zeit der Ohnmacht und Selbstbeschränkung auf die eigene Wichtigkeit geöffnet hat und Position für unabhängige, kritische Kunst in der steirischen Kunstlandschaft bezieht. Zurück zum Joanneum: Natürlich ist es verständlich, dass Joanneum-Chef Peter Pakesch sein Haus möglichst gut positionieren will. Es scheint jedoch so, dass Prestige und Macht für ihn von hoher Bedeutung sind. Das macht ihn in der Grazer Kunstszene nicht gerade zu Everybody`s-Darling. Die Camera Austria etwa konnte sich mit dem neuen Standpunkt im Kunsthaus Graz sicherlich verbessern. Doch die Nähe zum Kunsthaus hat auch ihre Tücken. Gerade jetzt da in Kooperation mit dem Kunsthaus die Japanausstellung läuft wird sichtbar, auf welche Art und Weise auch unabhängige Institutionen vom Joanneum assimiliert werden. Und man darf gespannt sein, wie es mit dem Grazer Kunstverein weiter gehen wird, der ja mit Søren Grammel seit kurzem einen neuen künstlerischen Leiter hat, dem die Unabhängigkeit seiner Institution besonders wichtig ist. Doch einerseits ist Peter Pakesch Vorstandsmitglied und andererseits wird der Kunstverein in unmittelbare Nähe des Kunsthauses übersiedeln und kann sich mit den gleichen Gefahren wie die Camera Austria konfrontiert sehen.
Mehr Texte von Nora Theiss

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