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Toby Paterson & Tobias Putrih: Es wird an Fassade gekratzt...

Zwei Künstler hat der Grazer Kunstverein geladen. Die Arbeiten beider nehmen Ausgang im Betrachten, Überdenken und Neuformieren von architektonischen Modellen des frühen 20. Jahrhunderts. Formalistische Studien, Geschichte der Wahrnehmung, Überlagerung historischer Oberflächen lauten die Schlagwörter des Einladungstextes. Was hier so hochtrabend und Erwartungen in die Höhe schraubend klingt, ist bei genauerer Betrachtung ein Modellversuch nicht unspannend, jedoch wird wieder einmal bewiesen, dass Papier geduldig und so mancher Pressetext im schönen Ton verharrt. Was nicht heißen soll, dass die Ausstellung nicht ihren Wert hat. Tobias Putrih nimmt sich eines Manager-Spiels an, das die soziale und kreative Kompetenz von Führungskräften zeigen und fördern soll, bzw. als netter Zeitvertreib im gelangweilten Sitzungsalltag gilt. Man nehme eine Form, die den Ursprung bildet, plus einer weiteren, die als Ziel hingestellt wird. Mittels hinzufügen der Urform soll die Zielform erreicht werden. Den Mitspielern ist freigestellt, wie viele sie mitspielen lassen, bzw. wann das Ziel erreicht ist. In der Kunst wie in der Wirtschaftswelt stehen hier alle Wege und Möglichkeiten offen. Es ist doch eine nette Koinzidenz, dass Putrih - nichts ahnend vom Tagesgeschehen am österreichischen Kulturparkett - ausgerechnet den Hasen als Zielfigur ausgewählt hat. Denn diese Vorgabe hat der Künstler festgelegt: Mit fünf Quadern soll eine Hase geformt werden, jeder weitere Mitspieler darf weitere fünf Quader hinzufügen. Zurück zum Hasen, im Grazer Kunstverein entsteht eine fünfeinhalbwöchige Hasenproduktionsstätte, die vielleicht den temporären Verlust des einen wettzumachen vermag. Toby Paterson hingegen beschäftigt sich nicht mit der Gegenwart, sondern mit Modellen der Architekturgeschichte, die er in architektonische Modelle umarbeitet und mittels Wandgemälden und an der Wand montierten Gegenständen Räume zu musealen Installationen werden lässt. Verbinden sich die beiden Arbeiten der beiden nicht, behindern sie sich nicht. Es handelt sich auf jeden Fall insofern um eine interessante Ausstellung als - neben dem installativen Aspekt - das Publikum in den Werdungsprozess integriert ist und es so an Dynamik nicht fehlt und Langeweile ausgeschlossen ist.
Mehr Texte von Nora Theiss

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Toby Paterson & Tobias Putrih
02.03 - 09.04.2005

Grazer Kunstverein
8010 Graz, Palais Trauttmansdorff, Burggasse 4
Tel: + 43 316 83 41 41, Fax: + 43 316 83 41 42
Email: office@grazerkunstverein.org
https://www.grazerkunstverein.org/
Öffnungszeiten: Mi-Fr 11-18 h


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