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Seiichi Furuya - alive: Zu Hause in der Welt

Seiichi Furuya lädt ein, sein Zuhause mit ihm zu teilen. Als Wandernder, von Japan mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Europa, hier von Wien nach Graz und von Graz wieder hinaus in die Welt, immer auf der Suche nach etwas, das man Heimat nennt, ist sein Leben Fotografie und die Fotografie ein intimes Lebensbild des Künstlers. Indem er eine Ausstellung erarbeitet, erschafft Furuya den Ort, an dem er sich zuhause fühlen kann. Die Fotografie folgt keinem konstruierten Konzept, sondern passiert. Die Kamera ist immer dabei und der Augenblick des Sehens - im Sinne eines intensiven Wahrnehmens und nicht mehr Vergessens - führt dazu, den Auslöser zu betätigen. Die Fotografien existieren zuerst nicht als Abzüge, die angeschaut werden und so Erinnerungsmomente darstellen, über denen man schwelgen kann, sondern bilden ein Archiv, ein Dokument des Lebens. Die Auswahl der Arbeiten für die Ausstellungen, die eine subjektive ist, entsteht exakt zum gegebenen Zeitpunkt und beschreibt einen momentanen Zustand im Leben Furuyas und wird zum Zustandsbericht für die eigene Sinnsuche, zur Beschreibung und Verarbeitung des eigenen Lebens. Fotografie wird zum philosophischen Akt der Sinnsuche, die über Kontemplation im Erstellen einer Ausstellung mündet. Die Vergänglichkeit ist es, die in Furuyas Arbeiten so intensiv und spürbar ist, am stärksten in den Porträts seiner so früh verstorbenen Frau Christine, aber auch weniger dramatisch und tragisch in den Bildern Berlins vor der Wende, jenen der Berliner Mauer, die es nicht mehr gibt, oder der Dokumentation über die österreichische Staatsgrenze als sie noch "Eiserner Vorhang" hieß. Diese in Themenblöcken zusammengestellte Werkschau, die von Monika Faber kuratiert worden ist, mutet wie eine Retrospektive an, was Seiichi Furuya vehement dementiert, denkt man bei einer Retrospektive doch meistens daran, dass der Künstler entweder steinalt oder tot ist. Was die Arbeitsmethode der subjektiven Auswahl Furuyas betrifft, ist diese Organisation der Arbeiten ungewöhnlich, für den Betrachter ergibt sich so jedoch eine chronologische Ordnung, die sehr übersichtlich und leicht verständlich ist. Es ist ratsam, sich genügend Zeit für den Besuch von Furuyas Zuhause zu nehmen, ein bisschen in seiner Welt zu verweilen, die Qualität und Kraft der Arbeiten auf sich wirken zu lassen und so ein bisschen fröhlicher, ein bisschen trauriger, auf jeden Fall emotional bewegt nach Hause zu gehen.
Mehr Texte von Nora Theiss

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Seiichi Furuya - alive
11.12.2004 - 23.01.2005

Camera Austria
8020 Graz, Kunsthaus Graz, Lendkai 1
Tel: +43(0) 316/ 81 555 00, Fax: +43(0) 316/ 81 555 09
Email: office@camera-austria.at
http://www.camera-austria.at
Öffnungszeiten: Di-Sa 10-17 h


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