Michael Schuster - Der Kurator: Künstler werden, ist nicht schwer

Jörg Schlick kuratiert eine Ausstellung mit Michael Schuster, der die Ausstellung nach Jörg Schlick, der selbst auch Künstler ist, benennt und ihn - den Kurator - fotografiert, obwohl das Porträt dann in der Ausstellung selbst nicht mehr zu sehen ist. Das ist kulturelle Politik in Graz - eine Hand wäscht die andere. Schlick bereits seit den 1980ern auch als Kurator tätig, beschäftigte sich 1996 bei einem Vortrag in der Neuen Galerie Graz mit der Macht der Kuratoren, die er - der Künstler - satirisch auf die Schaufel nimmt. Diesen Ausgangspunkt führt er nun mittels der Ausstellung in der Galerie Bleich-Rossi weiter. Das Statement: Kuratoren sind die eigentlichen Künstler der heutigen Zeit und sollten daher dementsprechend geehrt und entlohnt werden. Künstler selbst werden zu Marionetten, die im Ausstellungsbetrieb nicht mehr als ihre Werke beizusteuern haben. Er - der Kurator - ist also die graue Eminenz im Hintergrund, die möglich macht, wozu die Künstler offensichtlich nicht im Stande sind. Es ist nur zu schade, dass dieses Spiel mit Eitelkeiten den eigentlichen Wert der Ausstellung zu überdecken droht, da dem Gedankengefüge des Kurators mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird als den Arbeiten des Künstlers, der in diesem Fall Michael Schuster ist, obwohl in der Ausstellung selbst diese Intension dann so gar nicht spürbar, bzw. inhaltlich bearbeitet ist. Michael Schusters setzt sich in seinen Arbeiten intensiv mit der Wahrnehmung und technischen Machbarkeiten in der Fotografie, mittlerweile auch der digitalen, auseinander. Die hier gezeigten, zählen auch nicht zu seinen neuesten. Doch es wird ein guter Blick geboten sowohl auf Entwicklungen als auch auf Wege, die der Künstler beschritten hat, angefangen mit der 1986 entstandenen Fotoinstallation ohne Titel über die Autofokusfalle hin zu KCCP in USA und den enttarnten Radarfallen, fehlt auch eine Anspielung auf aktuelle Themen nicht: Eine Fotografie aus dem Jahr 1992 wird zu 10. September 2001 umbenannt und der Gehalt des, bzw. das Interesse am Inhalt so schlagartig erhöht.

Mehr Texte von Nora Theiss

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!

Michael Schuster - Der Kurator
12.10 - 20.11.2004

Galerie Bleich-Rossi
8010 Graz, Bürgergasse 4
Tel: +43 316 83 45 87, Fax: +43 316 83 45 88
Email: galerie@bleich-rossi.at
Öffnungszeiten: Di- Fr 16 - 19, Sa 11 - 13 Uhr u. n. Vereinbarung

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum