Daniel Spoerri presents Eat-art: Kunst kommt von Kochen
Als Daniel Spoerri im Jahr 1978 Professor an der Kölner Kunsthochschule wurde, stand dem Haus ein Direktor vor, der auf den nicht unbekannten Namen Karl Marx hörte. Damit war der Einstand des Neuen gesichert. Spoerri nahm das Telefonbuch, meldete sich bei Friedrich Engels, Albrecht Dürer und Richard Wagner, zog gar einen Zeitgenossen namens Julius Cäsar daraus hervor, lud noch Herrn Hinz und Frau Kunz hinzu und servierte der illustren Partie eine vielgängige Mahlzeit: Unter anderem gab es Schillerlocken und Bachforellen, Tournedos Rossini, Mozartkugeln und Leibniz-Butterkekse. Der spezielle Esprit und die geistreiche Spezialiät von Daniel Spoerri kommen zutage, wenn es ums Essen geht.
In einer Gegenwart, in der die Erwartungen an ein gutes Leben längst das Kochen zur Kunst ausgerufen haben, setzt der 1930 in Rumänien geborene, in der Schweiz aufgewachsene, in Paris zu Ruhm gekommene und heute in Italien lebende Artist auf eine Kunst, die sich um das Kochen dreht. Dieser Essenz von Spoerris Schaffen ist eine vorzügliche, vergnügliche Schau in München gewidmet. Am Beginn von Spoerris Karriere als Vortänzer des Nouveau Réalisme stehen die Fallenbilder, jene von der Horizontalen an die Wand gehievten Tischplatten samt Gedecken und kulinarischen Überresten, die sich, um 1960, zur Zeit der zweiten Entdeckung Marcel Duchamps, ihren witzigen Reim auf die Ready Mades machten.
In diesem Geist bestempelte Spoerri die Waren eines Supermarkts mit dem Label "Oeuvre d'art". Einige Jahre später verlegte er sich ganz auf die Gastronomie und eröffnete in Düsseldorf ein Restaurant. Dazwischen fügen sich eine Eat art -Gallery, die allerlei Verdauliches von Kollegen anbietet, und die Bankette: Vor drei Jahren etwa tischte Spoerri im Wiener MAK das "Arm-und-Reich-Essen" auf; wer vor welcher Kost zu sitzen kam, bestimmte ein Würfelwurf, und im Vis-à-vis von Schmalzbrot und Sterne-Menü kam die Haute Volée des Kunstbetriebs dann zu ihrem ureigenen Vanitas-Gefühl. Anläßlich der Münchner Präsentation wird die Veranstaltung übrigens am 22. November wiederholt. Vielleicht klappt es diesmal mit der Haute Cuisine; sie kostet nicht mehr als die Magerkost.
19.10 - 09.12.2001
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