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Pinakothek

Es ist nicht viel bekannt über das, was der Öffentlichkeit bislang vorenthalten wurde, doch genug, um Schlagzeilen zu provozieren. Ein Mitarbeiter der technischen Abteilung der Pinakothek der Moderne in München, einem Museum, das einige der bedeutendsten Bestände der Kunst des 20. Jahrhunderts beherbergt, platzierte eines seiner eigenen Werke in den Ausstellungsräumen. Dies sei in der Hoffnung auf einen “künstlerischen Durchbruch" geschehen. Zumindest dieses Motiv ist bekannt, das Sujet seines implementierten Werkes leider nicht. Die Verantwortlichen der musealen Direktion reagierten mit einer Anzeige wegen Sachbeschädigung – aufgrund der Löcher, die dafür gebohrt wurden – und mit der Freistellung des Mitarbeiters. Seine Idee war kein Präzedenzfall. Eine ähnliche Schmuggel-Aktion ereignete sich vergangenes Jahr bei der Ausstellung »Wer wir sind« (26.5.-8.10.2023) in der Bundeskunsthalle in Bonn, die sich mit Deutschland als Einwanderungsland beschäftigte. Erst beim Abbau der Ausstellung wurde ein überzähliges Bild entdeckt. Man bat den/die Einbringer*in, sich zu erkennen zu geben. Anders als in München reagierte die Museumsleitung in Bonn mit rheinländischem Humor und fand den Beitrag "lustig", und versprach keine rechtliche Verfolgung.

Danai Emmanouilidis (geb. 1997) gab sich als Autorin zu erkennen. Ihr Gemälde, das ein Frauenportrait vor monochromen Hintergrund zeigt, kursierte darauf hin werbewirksam in den Medien. Es wurde bei einer Benefizauktion für knapp 3.000 € versteigert. Die Rathaus Galerie Wuppertal bot ihr eine Ausstellung an, der Titel: »Mirrors«, 19.1.-19.2.2024.
Die FAZ stellt in ihrem Bericht über den Vorfall in München abschließend die Frage nach Geschlecht und Alter. Der Mitarbeiter der Pinakothek ist männlich und 51 Jahre alt, während die junge Frau mit vermutlich migrantischem Hintergrund anders behandelt wurde. Doch geht es nicht um eine andere Lehre aus dem linkischen Spiel an der Schwelle zur strafrechtlich relevanten Subversion? Tatsächlich werden die Museumswände durch nicht zugelassene Werke nicht erheblich beschädigt, – das Argument der Sachbeschädigung ist hinfällig – , sondern in beiden Fällen die Sicherheitsbedingungen von Ausstellungen und Museen infrage gestellt. Und hier wären in Bonn vermutlich mehr Mängel zu beanstanden gewesen, denn Frau Emmanouilidis gehört nicht dem Team an und hat deshalb auch keinen direkten Zugang zu den Räumen wie der Münchner Techniker.

Ein Blick auf die Kunstgeschichte zeigt, dass die Beziehungen zwischen Mitarbeiter*innen mit künstlerischen Absichten und einem Museum, in dem sie angestellt sind, auch lohnend sein können. Das heißt, Museen profitieren vom künstlerischen Know-how und verdeckten Nebenberufen in ihren Reihen. Es gibt einige Künstler:innen, die in der Technikabteilung eines Museums gearbeitet haben und zu den wichtigsten des 20. Jahrhunderts zählen, darunter sind auch solche, die in der Sammlung der Pinakothek zu finden sind. Zum Beispiel Robert Rauschenberg. Er arbeitete zeitweise als Techniker im Brooklyn Museum, zweifellos ließ er sich von den Werkstätten und den dort geübten Techniken inspirieren. Oder auch Frank Stella, von dem derzeit eine Ausstellung von riesenhaften Skulpturen in New York zu sehen ist, arbeitete während seines Studiums am Princeton University Art Museum. Die Videokünstlerin Steina Vasulka war am Media Center der State University of New York in Buffalo engagiert. Nicht zuletzt gibt es auch ein Münchner Vorbild: Nam June Paik arbeitete als Techniker am Wissenschaftlichen Zentrum des Deutschen Museums. Von den Genannten ist nicht bekannt, ob sie unerlaubt Werke in Sammlungen und Präsentationen eingebracht hätten, aber Marcel Duchamp, der zwar nie in einem Museum gearbeitet hatte, aber ein persönliches Museum in einem Koffer mit sich trug, behauptete dies mehrfach.

Mehr Texte von Thomas D. Trummer

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