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Gabriele Senn 1960 - 2023

Ganz vorne dran

Gabi Senns Leidenschaft als Galeristin und Sammlerin gehörte der zeitgenössischen Kunst. Ihre Galerie war ihr Zuhause. Zuerst im ersten, dann in der Schleifmühlgasse im 4. Wiener Gemeindebezirk startete sie bereits 1997 als „Galerie Hoffmann & Senn“ ihre Galeristinnenkarriere, bevor sie 1999 die alleinige Leitung übernahm - damals mit einer Ausstellung von Cosima von Bonin. Die in Kenia geborene von Bonin blieb bis zuletzt im Galerieprogramm ihrer Galerie. "Mit Künstlern und Künstlerinnen zu arbeiten und ganz vorne dran zu sein, ist mir wichtig“, so das Credo der am vergangenen Sonntag nach langer schwerer Krankheit im Alter von 63 Jahren verstorbenen Gabriele Senn. 

Die meisten kannten sie als sehr lebendige, starke Frau mit einem interessanten Programm. Zuvor an der Angewandten bei Oswald Oberhuber studiert, beschritt sie zunächst den Weg der Künstlerin. Wurde später aber ebenso wandlungsfähig wie ihr Professor und Rektor der Angewandten, der die Lager von der ausführenden Kunst hin zum Galeriebetrieb wechselte.

Nach ihrem abgeschlossenem Studium an der Universtität für angewandte Kunst in der Meisterklasse bei Oswald Oberhuber sollte sich jedoch ihre Vita ab 1988 mit zunächst Ausstellungsbeteiligungen wie bei „Warschau, Leipzig, Wien, Berlin“, im Bahnhof Westend in Berlin (BRD) und „Summer in the city“ (1990) in der legendären Galerie von Achim Kubinski in Stuttgart sowie wechselnden Ausstellungskooperationen in Sezession mit Wiener Staatsoper, Neue Galerie Graz und Galerie der Stadt Innsbruck in den Jahren 1994 bis 1997 füllen.

Mit dem Künstler Hans Weigand verband sie eine tiefe Freundschaft, nachdem sich beide in den Achtziger Jahren kennengelernt hatten. „Kubinski New York“, eine Ausstellung gemeinsam mit Hans Weigand wurde dabei 1993 zum schöpferischen Höhepunkt. Vor allem war es aber auch die Generation Weigands, der sie sich in ihrem Galerieprogramm vier Jahre später zuwandte. Eben als die nächste Generation und Impulsgeber einer sich erneuernden Galerieszene in Wien nach den bedeutenden Galerien Nächst St. Stephan, Krinzinger und Galerie Metropol von Georg Kargl und Christian Meyer. In dieser nächsten Generation wurde sie zur wichtigen Schlüsselfigur. Immer wieder nahm sie junge Positionen ins Programm auf und bewies dabei Gespür, so auch im Fall des Malers André Butzer mit seinem „Science-Fiction-Expressionismus“.

Vor etwa 10 Jahren trafen sich unsere Wege das erste Mal und es war der sehr klare, komprisslose und für die Kunst engagierte Mensch mit einem Tiroler Gemüt, der mir dabei mit seinem knallharten Geschäftssinn begegnete. Mit ihrem interessanten Programm entdeckte Gabi bedeutende Positionen wie den an der Schnittstelle zwischen angewandter Grafik und freier Kunst arbeitenden deutschen Künstler und Meisterschüler von Hermann Nitsch, Michael Riedel, der heute Professor für Malerei und Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig ist und für den die Galeristin bereits 2001 seine erste Ausstellung ausrichtete.

Ihren Programmschwerpunkt legte die frühere Präsidentin des Verbandes österreichischer Galerien für moderne Kunst auf die internationale Gegenwartskunst und bediente für eine Kennerschaft dabei sämtliche Genre wie Malerei, Skulptur, Foto, Video, Film und Installation. Seit der Gründung ihrer Galerie zählten namhafte Künstler:innen wie unter anderem Elfie Semotan, Kathi Hofer, Hans Weigand, Cäcilia Brown, Amelie von Wulffen und Tomasz Kowalski zu ihrem Programm. Zwischenzeitlich präsentierte sie diese auf den internationalen Kunstmessen wie Art Basel, Frieze London, der New Yorker Armory Show und Art Cologne.

Als Funktionärin wurde sie in allen wichtigen Gesprächen auch zur Leitfigur für die Gründung einer neuen Wiener Kunstmesse. Es war stets ihr Anliegen, etwas für ihren Standort Wien zu machen. Und so kam auch das Konzept dieser Messe zum Großteil aus ihrer Feder. Eine Macherin eben, mit Durchsetzungsfähigkeit, deren Kreativität und Inspiration für die künftige Kunstszene Wiens ein großer Verlust sein wird.

 

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Abbildung: Gabriele Senn, Foto: eSeL.at

Mehr Texte von Sebastian C. Strenger

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