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History Tales. Fakt und Fiktion im Historienbild: Geschichten über Geschichten über Geschichte

Reichlich umfassend ist der Begriff "Historienbild": üblicherweise sind es Genrebilder, Andachtsbilder, Mythen, Portraits und Darstellungen historischer Ereignisse, die dazugezählt werden, also alles, was mit menschlichen oder menschenähnlichen Figuren aufwartet. Als "Geschichten über Geschichte" verstanden öffnet sich das Feld allerdings noch weiter und kann auch menschenleere Landschaften, Tierdarstellungen oder wissenschaftliche Illustrationen integrieren, wenn sie denn Ausdruck einer Geschichtserzählung sind.

Solche Geschichtserzählungen sind nicht unbedingt an die historische Wirklichkeit gekoppelt, das ist eine der grundlegenden Prämissen, die die Ausstellung History Tales. Fakt und Fiktion im Historienbild in der Gemäldegalerie der Wiener Akademie für bildende Künste behauptet. Und um eine solche (notwendigerweise umstrittene) historische Wirklichkeit geht es auch gar nicht. Vielmehr beleuchtet die Ausstellung das Potential von Bildern, als "Identifikationsangebot oder ethische Richtschnur" aufzutreten, die Vergangenheit zu "deuten" und als "Denkbild in Bezug auf eine mögliche Zukunft" zu dienen. Es ist eine Ausstellung, die sich mit den Erzählungen in Bildern (vor allem der eigenen Sammlung) auseinandersetzt, deren Methoden und Funktion(en) untersucht, und Kontinuitäten und Transformationen einzelner Motive, aber auch deren Rezeption aufzeigt. 

Der lange Schlauch der Gemäldegalerie ist dazu in 13 Abschnitte geteilt, die einander überlagern, verfransen, und in relativ hoher Dichte bespielt werden. Einige dieser Teilbereiche setzen einen thematischen Fokus, einer widmet sich beispielsweise  Darstellungen von Frauen und zeigt auf, wie Frauenfiguren in den staatsideologischen Dienst gestellt wurden. Andere Räume beleuchten die Transformation des Bildgenres Historienbild, zum Beispiel durch das Aufkommen der Pressegrafiken und (sozial)kritischer Cartoons, die einen Vorgeschmack von der Verschiebung geben, die dem Historienbild widerfährt, weg von der Konstruktion von (nationalen, geschlechtlichen) Identitäten und Wertehorizonten und hin zu einer reflektierten Auseinandersetzung mit diesen und deren Vermittlung.

In Konsequenz des Ansatzes der Ausstellung verzichtet Kuratorin Sabine Folie weitgehend auf die Erläuterung einzelner Arbeiten mittels Wandtexten. Stattdessen erläutert ein Booklet Zusammenhänge zwischen den Arbeiten und ermöglicht es so, an der kunsthistorisch geschulten Perspektive der Kuratorin teilzuhaben.

Mehr Texte von Victor Cos Ortega

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History Tales. Fakt und Fiktion im Historienbild
27.09.2023 - 26.05.2024

Akademie der bildenden Künste Wien. Kunstsammlungen
1010 Wien, Schillerplatz 3, 1. Stock
Tel: +43 1 588 16 2201, Fax: +43 1 588 16 2299
Email: kunstsammlungen@akbild.ac.at
https://www.kunstsammlungenakademie.at/
Öffnungszeiten: Di-So, Feiertag 10-18 h


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