Iris Meder †,
Louis Comfort Tiffany: Exklusiver Ringelpiez
"Viele Menschen in aller Welt denken bei dem Namen Tiffany zunächst an seine atemberaubend schönen Lampen", so weiß es der Katalog. Da der Name heute vor allem kreative Freizeitgestaltung in der Nachfolge von Makramee und Tauchlack assoziiert, ist die Aussicht durchaus verlockend, den unbekannten Louis Comfort Tiffany kennenzulernen.
Zu sehen sind jedoch fast ausschließlich Lampen, Inkunabeln des farbig gefilterten intimen Kunstlichts einer Zeit, die die Sonne hinter dicke Vorhänge bannte und idyllische Landschaftspanoramen gleich ins Fenster integrierte. Es stellt sich die Frage, warum eine solche Ausstellung ausgerechnet im Hochsommer gezeigt wird.
Öfters wird man beim Rundgang zudem die Überzeugung nicht los, eben diese Libellen- oder Schwertlilienlampe zwei Ecken weiter schon einmal gesehen zu haben. Wo die Möglichkeit zur unmittelbaren Gegenüberstellung ähnlicher Stücke interessieren würde, scheint man Ähnlichkeiten und Wiederholungen eher verschleiern als zum Anlass vergleichender Betrachtungen machen zu wollen.
Tiffany, den qualitätvollen postimpressionistischen Landschaftsmaler aus den Umkreis Sargents und Whistlers, Tiffany, den Schmuckdesigner, und Tiffany, den Innenarchitekten, mit Faible für das Byzantinische lernt man nur auf Fotoreproduktionen im Zusammenhang langatmiger biographischer Tafeln kennen. Diese erzählen indes auch von amüsanten Episoden aus dem Leben des reichen Bonvivants, dem ägyptischen Fest in den New Yorker Firmenräumen etwa, für das die Madison Avenue 1913 kurzerhand in eine Nilstadt verwandelt wurde; laut zeitgenössischen Pressestimmen ein "exklusiver Ringelpiez" für die oberen 400 der Stadt. Tiffanys in großen Stückzahlen gefertigte Kreationen trafen exakt den luxuriösen Geschmack der Zeit. Warum er laut der 1964 erschienenen Monographie von Robert Koch, die einen weltweiten Jugendstilboom auslöste, ein "Rebel in glass" gewesen sein soll, wüsste man gern.
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Louis Comfort Tiffany
07.06 - 23.09.2001
07.06 - 23.09.2001