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Fink Forward: Zur Kunst-Sommerfrische ins Glarnertal

Für manche gehört das Kunsthaus Glarus zu den schönsten Museumsbauten der Schweiz und hat man den Weg an einem sonnigen Tag ins Glarnertal gefunden, kann man sich diesen Eindrucks nicht erwehren. Mit 800 qm ist das von Hans Leuzinger 1952 erbaute Kunsthaus schlicht, fein und charismatisch. Mit Ausstellungen von Urs Lüthi, Helen Chadwick und Zoe Leonhard - um nur einige zu nennen - hat sich das Kunsthaus mittlerweile längst einen Namen gemacht. In diesem Sommer wurden von Matthias Kuhn, Christoph Lichtin, Georg Rutishauser und Nadia Schneider für die Ausstellung FINK FORWARD sieben Schweizer Kunstschaffende eingeladen neue Werke zu präsentieren, also immerhin 4 Kuratoren für 7 Künstler! Was es zu sehen gibt: Im Seitenlichtsaal treffen die Installationen von Daniel Schibli und Mai-Thu Perret aufeinander. Perret, die seit 1999 mit der Projektreihe "Crystal Frontier", einer fiktiven Frauengemeinschaft an die Öffentlichkeit tritt, hat für Glarus einen von Kaninchen bewohnten Setzkasten namens "Pyramid of Love" gestaltet, der in Schiblis Hügellandschaft und Pappmaché-Krokodil ein amüsantes Gegenüber findet. Und das von Schattenfigurentheater inspirierte Video des Zürchers ist äusserst kurzweilig. Auch die im Oberlichtsaal ausgestellten Werke von Markus Müller und Stefan à Wengen bieten eine spannungsreiche Konfrontation. Wengens farbenfrohe Momentaufnahmen bieten menschenleere Sumpflandschaften, bewrackte Küstenstreifen, Baumhäuser und Farmen. Selbst fahrende Autos wirken verlassen. Die Gemälde hinterlassen nach längerer Betrachtung einen seltsamen Nachgeschmack, denn Sujets und Farben sind äusserst geschickt und deplaziert gewählt. Auch Müllers bemerkenswerte Objekte, die irgendwie an ein Stelldichein von Kiefer und Stella denken lassen, spielen mit Erwartungshaltungen und gaukeln die Sinnlichkeit der Materialien nur vor. Valentin Carron enttäuscht diesmal. Der für seine kuriosen, von der Pop-Art inspirierten Installationen und amüsanten Multiples bekannte Künstler aus dem Wallis hatte eindeutig einen schwarzen Tag. Die Oldenburgsche Axt im Haus hat ja noch einen gewissen Originalitätswert, aber dieser gewollte Tachismus an den Wänden. Im Schneelisaal dann mit Cooky Gordon endlich eine erfrischende Überraschung. Passiert man inmitten der Dunkelheit, umgeben vom Geräusch sprudelnder Quellen den geländelosen Steg, erwartet im letzten Raum den Besucher eine weitere ihrer stark biografisch geprägten Installationen, die Grönland zum Thema hat. Angesichts des in den Räumen betriebenen Installationsmonumentalismus gehen die feinen sieben Gemälde des Jonathan Delachaux, die sich im Treppenhaus befinden, leider ein wenig unter. Dabei sind die Graustudien, Visualisierungen der von ihm geschaffenen Charaktere, in ihren subtilen Details wahrhaft beachtenswert. Wer hiernach noch Abkühlung sucht, findet diese in den 19 Grad kühlen Fluten des Klöntalsees.
Mehr Texte von Harald Krämer

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Fink Forward
29.06 - 28.08.2003

Kunsthaus Glarus
8750 Glarus, Im Volksgarten
Tel: ++41 (0)55 640 25 35, Fax: ++41 (0)55 640 25 19
Email: office@kunsthausglarus.ch
http://www.kunsthausglarus.ch
Öffnungszeiten: Mi - Fr 12-18, Sa,So 11-17 Uhr


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