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Wir brauchen Verbündete

Seit über 40 Jahren betreibt Max Hetzler seine Galerie; zuerst in Stuttgart, später in Köln und jetzt in Berlin. Gegen die Aufgeregtheit des aktuellen Kunstbetriebs setzt er auf eine kontinuierliche Galeriearbeit, die Neues wie z.B. Soziale Medien nicht ausschließt, diese aber nicht zum Maß des Erfolgs macht.

artmagazine.cc: Mögen Sie Kunstmessen?

Max Hetzler: Da kann ich weder mit Ja oder Nein antworten. Ich nehme seit 1982 an der Art Basel teil, mit einer Unterbrechung, bedingt durch meinen Umzug nach Berlin. Die Art war immer gut, hohe Qualität und beste Kollegen. Mit den Jahren hat sich die Messe verändert, Art Unlimited ist dazugekommen. Für mich lässt sich die Art Basel nicht nur am kommerziellen Erfolg messen. Ja, ich mag Messen und ich kann dort Geld verdienen. Ich mache gerne die Fiac, Miami, Basel und neuerdings auch wieder Köln.

Wie sehen Sie Kunstmessen als Vermittlungsinstrument?

Das ist eine Frage, die sich mir als Galerist so nicht stellt. Wir brauchen beides, die Vermittlung durch Galeriearbeit zusammen mit den Künstlern, und wir brauchen die Messen.

Ihre Galerie hat mit den „Hetzler Boys“ Kunstgeschichte geschrieben. Glauben Sie, dass so eine enge Bindung von Künstlern untereinander und zu Ihrer Galerie heute noch möglich ist?

Die „Hetzler Boys“ sind eine Erfindung der Presse, und das kam gar nicht gut an, weder bei den Künstlern noch bei mir. Zur Frage: Ich kann mir das nicht vorstellen. Meine ersten Ausstellungen in Stuttgart unter anderem mit Oehlen, Kippenberger, Mucha, Förg und Kiecol - alles Künstler meiner Generation - hat in der Vielfalt und Qualität eine Haltung widergespiegelt.
Ich glaube nicht, dass das heute so noch möglich ist. Ich hatte damals genügend Zeit mich auszuprobieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine junge Galerie sich heute bis zu zehn Jahre Zeit geben kann, um sich mit ihren Künstlern international zu etablieren.

Der Middle Market Squeeze setzt den mittelständischen Galerien gerade hart zu. Halten Sie das für ein temporäres Phänomen, oder ist das ein strukturelles Problem?

Wenn ein Künstler Erfolg hat - und das ist ja das was wir wollen - am Markt, teilnimmt am Diskurs oder auf den großen Ausstellungen und in den Museen vertreten ist, ist es verständlich, dass, wenn er seine internationale Anerkennung festigen möchte, man ihm dann den Weg zu einem Global Player nicht verstellen sollte.
Es ist schwer zu verkraften, wenn ein Künstler die Galerie verlässt, auch in seinem Interesse sollte immer beides möglich sein.

Hat die klassische Galerie als stationärer White Cube ausgedient?

Was ich beobachte ist, es gibt von allem zu viel: Internetauftritte, Kataloge, Biennalen, Messen und eben auch Galerien. Nicht alle werden überleben können. Die Zahl der Sammler und Mäzene ist nicht entsprechend mitgewachsen.
Dass Galerien zumachen, ist ja keine Schande. Es machen immer wieder Galerien auf und zu. Dadurch entsteht eine gewisse Dynamik und das kann ja nicht schlecht sein. Zuspitzungen in den Medien, die gerne einerseits von Rekordpreisen schreiben und andererseits über Schließungen lamentieren, reflektieren keineswegs den eigentlichen Markt.

Die Zukunft des Kunstmarkts wird gerade von vielen in Asien gesehen. Teilen Sie diese Ansicht?

Das kann ich so nicht bestätigen. Ich habe noch nie in Hongkong mitgemacht und habe keine Absicht ein Büro oder eine Dependance dort zu eröffnen. Wir hatten im letzten Jahr in Paris eine Ausstellung mit Ai Weiwei und gerade in Berlin mit dem Maler Zhang Wei.
Ich arbeite mit keinem chinesischen Sammler vom Festland und kenne dort keine Kuratoren, die einzigen Kontakte bestehen über Art Adviser. Ob die Zukunft des Kunstmarkts in Asien liegt, weiß ich nicht.

Sind Art Adviser ein wichtiger Bestandteil des Betriebssystems?

Es gibt hervorragende Berater, ohne die der Markt nicht so funktionieren würde, wie er sich heute darstellt. Der Markt ist vielfältiger und größer geworden, als Einzelkämpfer haben sie heute wenig Chancen.
Sie brauchen Verbündete für die Galerie und ihre Künstler.


Galerie Max Hetzler
Bleibtreustraße 45
Goethestraße 2/3
10623 Berlin
57, rue du Temple
75004 Paris
www.maxhetzler.com

Mehr Texte von Stefan Kobel

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