Werbung
,

Prag:Wien: Als Österreich noch bei Böhmen war

Ein großes Problem der Ausstellungen der Österreichischen Nationalbibliothek ist, dass der Fischer von Erlach`sche Prunksaal beim besten Willen nicht geeignet, ja eigentlich überhaupt nicht brauchbar ist für die Präsentation von Wechselausstellungen. Verloren reihen sich im kathedralhohen Ovaltrakt Vitrinen, die sich als Mobiliar dem Ensemble einfügen, in den Dimensionen der barocken Raumkonzeption aber völlig untergehen und von den meisten Touristen auch kaum beachtet werden. Es ist deshalb keine schlechte Idee, schon im großzügigen Foyer, das man vom Museumsshop jetzt fast ganz freigeräumt hat, mit der Ausstellung zu beginnen. Wertvolle Bestände der NB können hier natürlich nicht ausgestellt werden. Stelen zur Thematik des tschechischen Einflusses auf die (Alltags)kultur und Sprache Wiens leiten aber in amüsanter Weise zum Thema über. Oben werden dann historische Zeugnisse wie die Goldene Bulle Karls IV. aus dem Jahr 1356 und die im Auftrag Rudolfs II. angefertigte österreichische Kaiserkrone gezeigt. Die Präsentation mittelalterlicher Inkunabeln in tischhohen Glasvitrinen ist allerdings nicht unbedingt glamourös. Man fragt sich auch, ob es wirklich keine andere Möglichkeit des Lichtschutzes gibt, als auf die aufgeklappten Bände zusätzlich spiegelnde Folien zu legen. Da die Spezialsammlungen der NB das ihre beitragen, sind neben einem Musik- und Theaterschwerpunkt mit Bühnenbild-Modellen, Theaterzetteln und Partituren von Mozart, Dvorák, Mahler und anderen auch Autographen und Typoskripte u. a. von Franz Kafka, Jakob Wassermann, Ingeborg Bachmann und Karl Kraus zu sehen. (Film)plakate und Illustrationen greifen die Thematik von Adalbert Stifters historischer "Witiko"-Saga und den durch Gustav Meyrinks Roman wieder aktuell gewordenen Mythos des Prager Rabbi Löw und seines Golem auf. Einer Vertiefung in die sich großteils durch Lesen erschließenden Exponate wäre allerdings auch eine Änderung der anachronistischen Schließzeit von 16 Uhr förderlich.
Mehr Texte von Iris Meder †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Prag:Wien
16.05 - 31.10.2003

Österreichische Nationalbibliothek - Prunksaal
1010 Wien, Josefsplatz 1
Tel: +43-1-534 10-0
Email: oeffentlichkeitsarbeit@onb.ac.at
http://www.onb.ac.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-21 h

1. Juni - 30. September täglich 10-18 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: