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Guido Kucsko - Be nice to your ideas: Die Idee selbst wird zur Kunst

Eine Idee lässt sich nicht erzwingen, denn sie entsteht meist spontan. Dann muss man sie schnell einfangen und zu Papier bringen, damit sie einem nicht wieder entwischt. Und woher weiß man, ob diese Idee es wert ist, sie weiter zu verfolgen? Lohnt es sich, in diese Idee Zeit zu investieren und ihr die Möglichkeit zu bieten, sich zu entfalten?

Diese Fragen sollte sich ein Künstler nur peripher stellen, um seiner Produktivität freien Lauf zu lassen. Schon Immanuel Kant antwortete dem Berliner Pfarrer 1783 auf die Frage, was Aufklärung sei, mit dem Wahlspruch: „Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Und genau diesen Mut brauchen Künstler heutzutage, ihrer eigenen Kreativität Flügel zu verleihen. Sie sind Schöpfer ihrer Ideen, und nur wer es auch wagt, diese im Alltag sowie beruflich umzusetzen, hat in der heutigen Gesellschaft Chancen, sich vom Durchschnitt abzuheben. Guido Kucsko ist Partner bei einer renommierten internationalen Anwaltskanzlei, lehrt an der Universität Wien und eröffnete 2005 wieder sein Atelier. Als Sohn eines Arztes genoss er zwar Privatunterricht in Kunstgeschichte bei seinem Onkel, einem Jesuitenpater, studierte allerdings auf Wunsch der Familie und unter der Prämisse, gleichzeitig im eigenen Atelier arbeiten zu können, Jus. Da sich beides schwer vereinen ließ, konzentrierte sich Kucsko völlig auf das Gebiet der Rechtswissenschaften, wo er bis heute unter anderem auf Urheber- und Markenrecht spezialisiert ist.

In der Ausstellung in der Galerie Krobath widmet sich Kucsko unter dem Titel „be nice to your ideas“ auf humorvolle und raffinierte Weise der Idee. Wobei die Idee selbst zur Kunst wird und als monochromes Aluminiumrechteck auf Papier und rosafarbigem Untergrund vergegenständlicht ist. Kucsko, der sich häufig mit philosophischen und rechtlichen Ansätzen – wie dem geistigen Eigentum und der Autorenschaft - künstlerisch auseinandersetzt, geht diesmal dem Prozess der Ideenfindung nach. Es sind Fragen zur idealen (ideal idea), verworfenen (discarded idea), abgelegten und wieder aufgenommenen (at first I discarded the idea, then I took it up again), noch nicht entfalteten (not yet fully unfolded idea) oder entstehenden Idee, die Kucsko in den Raum stellt. Wie ein Blatt Papier sind die Ideen entweder zusammengeknüllt (entstehende oder verworfene Idee), zerknittert und wieder aufgefaltet (wiederaufgenommene Idee) oder ganz plan und eben – das Idealbild der Idee. Der Künstler interessiert sich für den Ablauf der Ideenfindung und den Entscheidungsprozess. Die zu Papier gebrachten Ideen (paint on aluminium and paper) sind, wie auch Günther Oberhollenzer in seinem Begleittext zur Ausstellung („die Bildwerdung einer Idee“) schreibt, in „klarer und stringenter Bildsprache“ umgesetzt. Mit ironischen Seitenhieben wie „I’ll make you rich“, „I’ll be your future“, „protect me“ und „develop me“ ermutigt Kucsko seine Ideen zum Sprechen und wirft jene Gedanken auf, die Künstler, Wissenschaftler oder Unternehmer sich stellen, wenn erstmals eine Idee im Kopf entsteht. Dort ist sie noch sicher! Aber wer weiß, mit welchen Fragen sich ihr Schöpfer noch auseinanderzusetzen hat, wenn sie erst einmal in die Welt gesetzt wird? Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich, um sich nicht nur gedanklich, sondern auch ästhetisch inspirieren zu lassen.

Mehr Texte von Désirée Hailzl

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Guido Kucsko - Be nice to your ideas
07.06 - 29.07.2017

Galerie Krobath
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 74 70, Fax: +43 1 585 74 72
Email: office@galeriekrobath.at
http://www.galeriekrobath.at/
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-15h


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