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Tidalectics: Erweiterter Wirkungskreis

"Tidalectics" ist die letzte Ausstellung die von TBA21 im Augarten organisiert wurde, eine Ära geht damit zu Ende. Man sagt das in jedem Ende ein neuer Anfang liegt und auch hier bewahrheitet sich dies, da Tidalectics die erste Ausstellung der TBA21 Academy ist – man kann davon ausgehen das die nächste nicht in Österreich stattfinden wird.

Betritt man nun zum letzten Mal den Ausstellungsraum im Augarten, bemerkt man dass die einzelnen Werke fast zu einem Ganzen verschmelzen. Töne überlagern sich zu einem auralen Durcheinander, Arbeiten spiegeln sich ineinander und mancherorts sind die Werkgrenzen gar so verschwommen, dass der Ausstellungskatalog herangezogen werden muss, will man verstehen wo eine Position aufhört und die andere anfängt. Die Durchmischung von Positionen kann eine durchaus gewinnbringende Kuratorische Strategie sein, doch hier verbindet sich kaum etwas. Die Arbeiten kämpfen, besonders wegen des allgegenwärtigen Sounds, gegeneinander an. So kann man eigentlich nur jede Werke unverändert wahrnehmen, die die anderen übertönen. Vielleicht ist dies aber auch eine ästhetische Position, die unsere anthropozentrische Wahrnehmung durcheinanderbringen soll. Im Booklet findet sich jedenfalls kein Statement ob der allgegenwärtigen multifaktoriellen Soundcollage, die hauptsächlich von mehreren Videoarbeiten erzeugt wird.

Dazu gehört Hydrohexagrams (For Tahuata) von Eduardo Navarro. Darin wird gezeigt, wie drei überdimensionale I Ching Münzen von Menschen in den Wellen gehalten werden damit das Meer eine Frage für die Menschen beantworten kann. Zur Arbeit gehören noch drei I Ching Münzen und ein paar Skizzen. Weitere Münzen verblieben bei der indigenen Bevölkerung die er für diese Arbeit engagieren konnte. Diese sollen in Zukunft auch von anderen Dörfern auf der Insel Tahuata benutzt werden. Die erste Expedition die im Juli 1595 auf diese kleine Insel gestoßen war, beeilte sich gleich damit den Christlichen Glauben dort zu verbreiten. Navarro hat der der Insel mehr als 400 Jahre später das I Ching gebracht.

In einem weiteren Raum findet man die Arbeit Fictionalism of Corals and Jellies von Janaina Tschärpe & David Gruber, zwei Leporellos die auf je einem langen Tisch stehen. Auf diesen finden sich mehrere Zeichnungen und Notizen. Tschärpe zeichnete, ähnlich wie es früher Wissenschaftler taten, die Charakteristika von marinen Microorganismen. Gruber ergänzte diese Zeichnungen mit wissenschaftlichen Anmerkungen. Besonders Tschärpes Zeichnungen, die durch ihren abwechselnden Gestus und ihren Umgang mit Farbe eine alte Zeichentechnik neu belebt, belohnen das längere Studium der Leporellos.

Francesca Habsburg sagte einmal „It’s a turning point for the foundation as it increasingly looks unashamedly at becoming an agent of change“. Leider wird diese Veränderung, besonders die der künstlerischen Wahrnehmung des Einwirkens des Menschen auf die Ökologie, mit der Schließung der TBA21 in Wien eine maßgebliche Institution verlieren.

Mehr Texte von Patrick Schabus

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Tidalectics
03.06 - 19.11.2017

TBA21 Augarten
1020 Wien, Scherzergasse 1A
Tel: +43 1 513 98 56 – 24
Email: exhibitions@TBA21.org
http://www.TBA21.org
Öffnungszeiten: Di-So 12 - 19 h


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