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Alex Da Corte - Slow Graffiti: Askese war gestern

Betritt man derzeit den Hauptraum der Secession, wird man von einer Reihe von Spots empfangen – geradezu, als träte man auf eine Bühne. Alex Da Corte, 1980 in den USA geboren, taucht den Saal für seine Ausstellung in Wohnzimmeratmosphäre, die allerdings nur auf den ersten Blick fast plüschig erscheint: Ein Teppichboden mit geometrischen Mustern bedeckt den Boden, silbrig glänzender Stoff die Wände, Neonlampen werfen überraschend sanftes Licht. Selten hat man diesen Raum so gemütlich gesehen, so wenig clean – der White Cube versteckt sich, Askese war gestern.

Die oft rätselhaften Objekte, die Da Corte in diesem Setting verteilt, tauchen in einem Film wieder auf. Darin performt er selbst als Frankensteins Monster: Ein Besen mit bunten Plastikborsten liebkost sein Gesicht, Schläuche werden zu monströsen Spaghetti, grüne Christbaumkugeln verteilen sich am Boden. Es sind trashige Ausgeburten der Konsumkultur, die Da Corte auf ihr visuelles Potenzial und ihre sinnlichen Qualitäten abklopft und damit zu Ikonen erhebt. Dabei werden Gegenstände ins Überdimensionale aufgebläht oder auf unerwartete Weise kombiniert, ganz gemäß dem von den Surrealisten adaptierten Lautréamont-Diktum vom „Zusammentreffen einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch“, das erst wahre Schönheit hervorbringe. Bei Da Corte sitzt eine riesige Zitrone auf einem Klappstuhl oder stecken Gummistiefel in den Bügeln einer gigantischen Brille.

Wie Alice im Wunderland wandelt man durch diese geheimnisvolle bunte Welt, die fantastische Geschichten suggeriert und einen bisweilen auch zum Lachen bringt – etwa wenn sich Frankensteins Monster mit einem Wurstblatt im Gesicht herumwischt, es sozusagen als fleischliches Kosmetikpad verwendet. Wie die einzelnen Arrangements und Elemente, die in dieser Mischung zwischen Wohnzimmer, Bühne und Kinosaal verteilt sind, zueinander stehen, wie dadurch narrative Stränge entstehen, die sich miteinander verweben: Das bleibt dem Publikum selbst überlassen; so entstehen reizvolle Gedankenspiele.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Alex Da Corte - Slow Graffiti
06.07 - 03.09.2017

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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