Gerold Miller - Section: Oberfläche Körper Farbe
Die diesjährige Festspielausstellung bei Nikolaus Ruzicska zeigt Werke des süddeutschen Künstlers Gerold Miller aus den Jahren 2016 und 2017. Sie werden hier erstmals in dieser Zusammenstellung in einer Galerie gezeigt.
Kennt man Millers Herangehensweise an Skulptur und seine Einbeziehung des Betrachters in seine Arbeiten, so ist die hier präsentierte Hängung idealtypisch. Ruzicska baute eine ehemalige Scheune zum Ausstellungshaus um und schuf in der Mitte ein zu umgehendes Stiegenhaus.
An drei Wänden im Erdgeschoß hängen nun großformatige „abgeschnittene“ Quadrate, die zu einem fünfeckigen Corpus mutiert sind und an der Wand befestigt wurden.
Es sind die Farben rot/blau, schwarz (monochrom) und schwarz/weiß, die auf die äußerst großen Aluminium-Formate aufgebracht sind und die Wände bespielen.
Ihrer Opulenz und Wuchtigkeit kann sich der Betrachter kaum entziehen. In der Lackfarbe spiegelt sich der Innenraum. Auch der Betrachter wird als ephemere Figur sichtbar.
Miller, der sich als Bildhauer versteht, mäandert mit diesen „Sections“ wie die Arbeiten heißen, an den Grenzen zur Malerei. Damit befindet er sich in guter minimalistischer Tradition. Es sind die Ideen des Aufsatzes „Specific Objects“ von Donald Judd die hier in Materie umgesetzt werden und die schon in Millers Anfängen eine wesentliche Rolle spielten.
Mit dieser minimalistischen Zugangsweise ist seine Arbeit verwandt mit der des anderen großen deutschen Künstlers, der derzeit bei Taddaeus Ropac zu sehen ist: Imi Knoebel. (siehe die artmagazine Kritik) Wenngleich Knoebel zu anderen verstärkt malerischen Lösungen kommt, spielt die Farbe, ihr Auftrag und ihre Wirkungsweise bei Miller eine ähnlich herausragende Rolle.
Parallel zu Millers Bildcorpi, deren kunsthistorische Bezüge bis zu Malewitsch und Mondrian reichen, stellt er in dieser Ausstellung auch größere und kleinere dreiachsige Skulpturen auf. Sie bestehen aus einem senkrechten Aluminiumbalken, der in einer Art Stand- und Spielbeinhaltung auf einem linken und rechten Balken zu stehen kommt. Die drei Teile tragen den Titel „Verstärker“ und sind mit unterschiedlichen Farben bedeckt. Im Erdgeschhoß steht eine hochpolierte Aluminiumskulptur, in der sich der Betrachter ebenfalls spiegeln kann.
Im Obergeschoß befindet sich ein kleineres vergoldetes Objekt aus Messing. Das Spiel mit den Oberflächen beherrscht Miller perfekt und es ist ein wesentliches Thema seiner Kunst. Wie Narziss im Wasser sich nicht selbst erkennt, stellt sich die Frage ob wir uns im Spiegelbild erkennen oder davon getäuscht werden.
In seiner großen Gesamtschau in Kunsthalle der Weishaupt in Ulm ließ Miller 2016 eine riesige Version des Verstärkers in die Halle hieven. Die Statik des Ausstellungsraums musste damals neu berechnet werden, um die Aufstellung überhaupt möglich zu machen. Hier bei Ruzicska sind nun etwas kleinere „Verstärker“ zu sehen.
Beobachtet man den Werdegang des 1961 geborenen Künstlers so kann man das Ringen und das Voranschreiten der Farb- und Formgebung im Sinne einer minimalistischen Reduktion beobachten.
Nur die Formate der Bildkörper scheinen immer größer zu werden.
21.07 - 31.08.2017
Galerie Nikolaus Ruzicska
5020 Salzburg, Faistauergasse 12
Tel: +43 662 630 360, Fax: +43 662 630 60
Email: salzburg@ruzicska.com
http://www.ruzicska.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18, Sa 10-14 h