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Andreas Siekmann - Falsche Freiheit | The Big Four: Neoliberale Genrebilder

Mit der Ausstellung „Falsche Freiheit/The Big Four“ von Andreas Siekmann zeigt die Galerie Barbara Weiss die erste Einzelpräsentation nach dem Tod der Galeriegründerin Barbara Weiss Ende des Jahres. Und überzeugt durchaus. Schon die fünfte Einzelausstellung von Andreas Siekmann ist derzeit in der Galerie Barbara Weiss zu sehen – durchaus auf Kontinuität also wird jetzt auch in der „neuen“ Galerie Barbara Weiss scheinbar gesetzt. Auf Kontinuität, wenn man so will, setzt auch Andreas Siekmann, hat sich doch sein Werkansatz seit längerem nicht mehr grundlegend geändert. So setzt der Berliner Künstler auch in dieser Ausstellung noch auf seine erfolgreiche künstlerische Strategie, altehrwürdige Medien mit explizit politischen Inhalten aufzuladen. Dieses Mal sind es wieder einmal die Medien Aquarell, Tapete und Fahne, die Siekmann überaus vielsagend für seine Kunst nutzt. Da sind dann etwa die Aquarelle aus der Serie „Falsche Freiheit“, 2015-2016, zu sehen, die auf dem ersten Blick manchmal fast schon lieblich daherkommen. Spätestens auf dem zweiten Blick aber haben sie es dann doch in sich, sie thematisieren nämlich, gleichsam in Form von neoliberalen Genrebildern, die Frage, was heute noch Kunst im öffentlichen Raum sein könnte, die mehr ist als bloße Dekoration. Wie also lässt sich z. B. die Flüchtlingsproblematik adäquat im öffentlichen Raum künstlerisch diskutieren? Siekmanns Antwort ist so witzig wie bissig, ja zynisch: Sein Aquarell dazu zeigt ein großes Schlauchboot, in dem führende Politiker des deutschen Landes sitzen, um durch ihr „Probesitzen“ am eigenen Leibe zu erfahren, wie es den Flüchtlingen auf dem Mittelmeer ergeht. Die absurde Abbildung beruht auf einer tatsächlichen Begebenheit, Siekmann spitzt sie noch zu, indem er das Schlauchboot von einer im Berliner Regierungsviertel vor dem Bundeskanzleramt stehenden Hebebühne mediengerecht in die Höhe hieven lässt. Und wie könnte Kunst im öffentlichen Raum mit der neoliberalen Finanzkrise umgehen? Vielleicht mit einem mobilen Denkmal, einem grünen Kfz etwa, das eine Fahne durch den urbanen Raum fährt, auf der die „Black & Scholes“-Formel, die dazu dienen soll an der Börse Finanzoptionen zu berechnen, zu lesen ist. Die Installation „The Big Four“, 2015 / 2016, nun setzt sich mit der krisenhaften Situation in der Ukraine auseinander. Dazu hat Siekmann den Raum teilweise tapeziert und zudem vier Fahnen in die Galerie gehängt. Die Tapete ist mit einem floralen Muster dekoriert, doch in dieses „Trojanische Pferd“ hat der Künstler kaum sichtbar kleine Fotos von Veranstaltungen, die Vorteile von genmanipuliertem Saatgut bewerben, montiert. Die Ukraine als quasi rechtsfreier Raum bietet sich nämlich im Moment dazu an, diese biotechnologische Umweltgefährdung flächendeckend auszuprobieren. Vier Unternehmen - die im Titel angesprochenen „Big Four“ - sind es derzeit, die hier vorrangig aktiv sind. Deren Politik und die Rolle, die dabei Weltbank, IWF und EU-Kommission spielen, schließlich steht u. a. in den vier Fahnen zur Disposition. In der für Siekmann typischen Weise sind diese Fahnen gestaltet aus einer Kombination von z. B. Logos, prägnanten Begriffen und Piktogrammen. Anschauen und selber mitdenken!
Mehr Texte von Raimar Stange

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Andreas Siekmann - Falsche Freiheit | The Big Four
18.03 - 22.04.2017

Galerie Barbara Weiss
10999 Berlin, Kohlfurter Strasse 41/43
Tel: +49 30 26 242 84, Fax: +49 30 262 16 52
Email: presse@galeriebarbaraweiss.de
http://www.galeriebarbaraweiss.de


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