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Al Hansen - Venus, Venus, Venus: Dialog mit der Venus

Neben dem Kunsthistorischen veranstaltet auch das Naturhistorische Museum in Wien temporäre Projekte, die eine übergreifende Verbindung von Gegenwart und (prähistorischen) Tradition herbeiführen. Am Vorabend des heurigen Weltfrauentages war der 1995 verstorbene Fluxus- und „Outsider“ Pop Art - Künstler Al Hansen mit der Show „Venus, Venus, Venus" passend zum Anlass an der Reihe. Der künstlerische Bezug seiner Werke, die eine humorvolle wie auch mysteriöse Mischung aus literarischer (mit Vorliebe für Wortspiele) und visueller Kunst bilden, gilt einem der kostbarsten Exponate des Hauses – der Venus von Willendorf, derer handflächengroße Statuette zu den berühmtesten archäologischen Funden der Welt zählt. Nach Jeff Koons ist dies bereits der zweite Amerikaner, der an diesem Ort im Dialog mit der Steinfigur aus dem Paläolithikum auftritt. Von dem Venus-Motiv war der „Viking Dada“ (seine Familie stammte aus Norwegen) und Pionier der Happening-Bewegung geradezu besessen. Allein dieses Thema und die gezielte Verwendung wert- und nutzloser Müllmaterialien sowie meisterhafte handwerkliche Machart seiner Werke spiegeln eine ganze Palette anarchistisch-destruktiver Weltsichten und das Handeln seiner Zeit wider – als eine Art Resistance gegenüber dem, was gemeinhin als wertlos erachtet und aus dem (Waren)Kreislauf ausgeschlossen wird. In der aus vier Wandvitrinen bestehenden Präsentation sind etliche Inkarnationen seiner Venus - von tausenden existierenden - (darunter aus der Sammlung Mumok und Galerie Christine König) in einer kompakten Selektion zu sehen. In seinen flachen Collagen oder zu plastischen Assemblagen umgewandelten Frauen-Abbildungen, sparte sich der Künstler das hochkulturelle Malen und benützte statt Öl diverse vorgefundene, oft ekelige Materialien und Dinge, die er auch selbst alltäglich verbrauchte. Dazu zählten abgebrannte Zigarettenpapiere und Streichhölzer, Zeitungausschnitte, Alufolie oder stinkende Zigarettenkippen. Als wollte Hansen durch diese Wiederverwertung des ubiquitären Konsummülls ein Zeugnis abgeben, worum und womit gekämpft, was geraucht oder sonst konsumiert oder woran und wie gearbeitet wurde. Es mag sein, dass, wie im Ausstellungstext zu lesen ist, in Umriss und plastischer Fülle Hansens Frauen denselben Typus wiederholen. Jedoch durch die abwechslungsreichen Arbeitsmaterialien wie z.B. Filmstreifen, Schokolade Verpackungen (Hershey-Bar), Plastiktiere oder andere massenproduzierte Gegenstände, aus denen er universelle Frauenbilder und Frausein konstruierte, die Perspektive der Frau als Menschsein und nicht bloß nur ihre Rolle in der männerdominierten Gesellschaft angedeutet wird. Zum einen wird in den Arbeiten die herrschende Massenkultur d.h. Kommerz reflektiert und zum anderen auch jener Teil sichtbar, der sich immer dagegen sträubt subsumiert zu werden. Die unzähligen imaginierten Venus-Figuren des Künstlers übernehmen diesen zweiten emanzipatorischen Part des Ungehorsam-Seins. Hansens Göttinnen evaluieren in seinen Darstellungen von Zoo- über Hollywood- bis zur Kabuki-Venus von einer klassischen himmlischen Schönheit (wie z.B. bei Botticelli) zu einer irdischen Frau mit vielen Facetten. Darüber hinaus sind sie als ihr Schöpfer die Erben verschiedener Weltbetrachtungen: passiver und aktiver, Massen- und Hochkultur, des Begehrens und kritischer Distanz, des Archivs und des kapitalistischen Marktes. Zu den Verdiensten von Al Hansen zählt, dass er in seinem einzigartigen urban-folkloristischen Stil auf der Basis spannungsvoller Dialektik zwischen High und Low-Kunst neue Werkzeuge des Umschreibens und Weiterführens dessen erfand, was im Museumsarchiv bereits jene Beständigkeit hat, um dann selbst in die Kunstgeschichte eingereiht zu werden.
Mehr Texte von Goschka Gawlik

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Al Hansen - Venus, Venus, Venus
08.03 - 26.06.2017

Naturhistorisches Museum
1010 Wien, Burgring 7 (Besuchereingang: Maria-Theresien-Platz)
Tel: + 43 1 52177 - 0*, Fax: + 43 1 523 52 54
Email: info@nhm-wien.ac.at
http://www.nhm-wien.ac.at/
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Montag 9:00 - 18:30 Uhr, Mittwoch 9:00 - 21:00 Uhr


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