Eva Schlegel - Imaginary Spaces: Denkräume
Die österreichische Künstlerin Eva Schlegel zeigt derzeit großformatige Arbeiten bei Ursula Krinzinger in Wien.
2015, 2016 und 2017 entstanden, zeigen sie Ausschnitte von Interieurs, die verfremdet wiedergegeben sind. Die Ansichten der Innenräume lassen sich durch die verschwommenen Konturen und Überblendungen kaum enträtseln.
Die Wahrnehmung dieser Interieurs ist den älteren Glasarbeiten von Eva Schlegel ähnlich, in denen Verwischungen oder zusammengesetzte Buchstaben den scheinbar applizierten Text unleserlich machten. Auch hier erkennt der Betrachter die Abbildung am Anfang nicht. Erst allmählich setzen sich Bildteile zu möglichen Bildinhalten zusammen.
Schlegels Intention, die Räume verzerrt wiederzugeben, hat die Absicht, die Wirkung von Architektur zu unterstreichen und historische Aufladungen und Interpretation zu inspirieren.
So finden sich in der Ausstellung zwei axial betonte Durchblicke auf Korridore und Zimmerfluchten. In der sich verjüngenden Zimmerflucht und dem langgezogenen Korridor in der Düsternis eines schwarz-weißen Drucks erinnert man sich an Orte diktatorischer Systeme. Dieser unheimliche Gang könnte sich auch in der Normannenstraße in Berlin befinden, wo die ehemalige Staatssicherheit ihr Hauptquartier hatte.
Zwei Arbeiten bilden braunrote Ziegelmauern ab und lassen den Blick durch eine Art Fenster auf die gegenüberliegende Wand treffen. Ein dunkelgrüner Busch steht davor. Diese beiden Arbeiten erinnern an die Ästhetik und das Aussehen von Mahnmalen. Vornehmlich erinnert diese Art der Darstellung an Gedenken an Gräuel, an die Shoa, an Menschen auslöschende Systeme. Schlegel nützt dieses kollektive Bilderwissen und spinnt ihre eigene Narration weiter. Sie gibt mithilfe von architektonischen Bruchstücken Denkanstöße ohne eine eindeutige Denkrichtung vorzuschlagen.
Lichtausschnitte, ob aus Fenstern oder Stiegenhäusern, sind ebenfalls künstlerische Motive bei Eva Schlegel. Auch hierzu sind einige Arbeiten in der Ausstellung zu sehen. So erscheint eine Raumecke wie ein überbelichtetes Röntgenbild. In anderen Fotografien winden sich Treppenhäuser zu schneckenhausartigen Spiralen wo kein oben und unten mehr feststellbar ist.
Eva Schlegel schöpft mit ihrer Kamera die Möglichkeiten von Innenräumen weitgehend aus. Manchmal bleiben nur mehr unterschiedliche Formen von Weiß auf dem Papier übrig. Es sind formale und inhaltliche Fragen zu Architektur, zu Vergangenheit und Gegenwart die Eva Schlegel im betrachtenden Individuum und im Kollektiv aufwirft.
10.03 - 22.04.2017
Galerie Krinzinger
1010 Wien, Seilerstätte 16
Tel: +43 1 513 30 06
Email: info@galerie-krinzinger.at
https://galerie-krinzinger.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 12-18, Sa 12-16 h