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Werner Nekes 1944 – 2017

„Wir trauern um Werner Nekes 29.4.1944 – 22.1.2017 Pionier und Meister des Films als Lichteratur/lighterature“ – steht auf der Website des deutschen Künstlers, Experimentalfilmers und Sammlers unter „Aktuelles“, daneben ein knalliger Hinweis, dass sein Film „Uliisses“ im Shop auf DVD erhältlich ist. Der Stilbruch hat auch etwas Tröstliches: Werner Nekes ist nicht mehr, aber seine Werke bleiben, darunter mehrere mit Preisen ausgezeichnete wie sein Kurzfilm „Beuys“ (1981) oder das schon erwähnte Drama „Uliisses“ (1982) nach James Joyce. Sein populärster Film war die Schlagerfilmparodie „Johnny Flash“ (1986), in der Helge Schneider mitspielte und für die Christoph Schlingensief (u. a.) die Kamera bediente. Nekes gilt übrigens als beider Entdecker. Unter Cineasten wurden aber jahrelang VHS-Kassetten mit Nekes‘ Dokumentation „Was geschah wirklich zwischen den Bildern?“ bis zur absoluten Unspielbarkeit von einem zum nächsten weiter gereicht. Dieser Film dokumentierte sein eminentes Interesse an kinematographischen optischen Spielzeugen und Apparaturen aus der Vor- und Frühgeschichte des Films sowie seine riesige Sammlung solcher Dinge. Sie trägt wohl zu seiner Bedeutung am meisten bei. In Österreich gab es in den vergangenen Jahren mehrfach Gelegenheit, die Schätze der Sammlung Nekes zu bestaunen. So enthielt die in der Kremser Kunsthalle 2008 gezeigte Ausstellung „Schaulust. Die Kunst des Sehens und des Täuschens“ u. a. rund 200 seiner historischen Trickobjekte, Automaten, Guckkästen, Kaleidoskope, Instrumente u. u. u. Das Medium Film, in dem der leidenschaftliche Sammler 1986 vorführte, wie diese Dinger funktionieren, eignete sich ja auch deshalb so gut dafür, weil die frühen optischen Spielereien schon auf die Bewegungsillusion des Films hinarbeiteten. Man denke nur an das charmante Thaumatrop: Auf der einen Seite einer kleinen Scheibe ist ein Käfig zu sehen, auf der anderen ein Vogel. Durch schnelles Drehen der Scheibe an zwei Schnüren sieht es so aus, als säße das Vögelein im Käfig. Von einer anders unterhaltsamen Seite zeigte sich die Sammlung Nekes 2011 im Karikaturmuseum Krems in der von Werner Hoffmann und dem Sammler kuratierten Ausstellung „Ich traue meinen Augen nicht!“ über 400 Jahre Bildsatire. Auch die „Kinomagie“, die Eröffnungsausstellung des Wiener Metro Kinokulturhauses 2015 über die Kulturgeschichte der optischen Medien und der bewegten Bilder war ein Sammlung-Nekes-Festival. Dazu wurde auch eine Filmretrospektive des documenta-5-Teilnehmers gezeigt. Seine Ausstellungstätigkeit in Deutschland war aber noch weitaus umfangreicher. Am 22. Januar schloss Werner Nekes sein legendäres Kinoauge für immer.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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