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Minouk Lim - New Town Ghost GAGA HOHO & Topophilia / Topophobia: Neue Räume - neue Chancen?

Nach langjähriger Suche ist die Berliner DAAD-Galerie jetzt umgezogen: In der Oranienstraße in einem ehemaligen Schuhkaufhaus, entworfen 1910/12 vom „Theaterarchitekten“ Oskar Kaufmann, residiert das Künstlerprogramm des DAAD jetzt mitten in Kreuzberg, ein Steinwurf entfernt nur von jungen Galerie wie Russi Klenner, Soy Capitan und Klemm’s. Auch das Künstlerhaus Bethanien, in dem das DAAD Studios unterhält, liegt quasi um die Ecke, genau wie der NGBK und der legendäre Punk-Schuppen SO36. Auf zwei Etagen und insgesamt 500 qm stehen dem DAAD jetzt nicht nur eine größere Ausstellungsfläche zur Verfügung, sondern auch ein Multifunktionsraum für Worksshops, ein Raum für Lesungen, Konzerte, Performance-Proben und Aufführungen sowie ein kleiner Hinterhof. Die große Fensterfront hin zur überaus belebten Oranienstraße betont zudem, dass das DAAD hier Nähe sucht „zum richtigen Leben“. Der Umzug stellt aber auch Fragen nach der Funktion des DAAD heute. Einst sorgte die Institution dafür, dass die geteilte und im Gebiert der DDR isolierte Spreemetropole von ausländischen Gästen besucht wurde und so nicht den Anschluss an die internationale Kulturszene verlor. Diese Aufgabe hat der DAAD nach dem Fall der Mauer verloren, dennoch ist er einer der wichtigsten Orte für Kultur in Berlin geblieben. Was den DAAD heute unverzichtbar macht ist nämlich die Sparten übergreifende Arbeit, die dort unabhängig von kommerziellen Verwertungsinteressen geleistet wird: Literatur, Kunst, Musik und Film sind hier zuhause und, genau dieses wird heute selten, stehen in nur einer Institution in einem Dialog miteinander. „Parallele Entwickelungen aufzeigen in den vier Sparten des DAAD“ will dann auch Katharina Narbutovic, Leiterin des DAAD Künstlerprogramms, im neuen Domizil. So wurde nun konsequenterweise im Rahmen der Ersträsentation der neuen Räume nicht nur im Erdgeschoß eine Kunstausstellung der derzeitigen DAAD-Stipendiatin Minouk Lim zum Thema Gentrifizierung, das gerade im Kiez Kreuzberg ein „heißes Eisen“ ist, eröffnet, sondern auch ein 10tägiges Programm unter dem Titel „Topophilia/Topophobia“, in dem spartenübergreifend über die Veränderungen von Raum und deren Erfahrung im Zeitalter von Globalisierung, Digitalisierung und nicht zuletzt auch von Terrorgefahr nachgedacht werden soll. So klug und ambitioniert also die neue Ausrichtung des DAAD-Künstlerprogramms in ihren neuen Räumen klingt, so bleibt doch eine Frage offen: Reichen die 500 qm im neuen Haus dazu aus, in einer internationalen Großstadt wie Berlin aus, dieses Programm adäquat durchzuführen? Ein nur wenig hinkender Vergleich sei herangezogen: Dem jüngst in Berlin eröffnete „Kindl- Zentrum für zeitgenössische Kunst“ stehen immerhin 5500 qm zur Verfügung, also mehr als das 10fache. Dieser Vergleich belegt zumindest eines, nämlich wie unterschiedlich die finanziellen Möglichkeiten privater Kulturinitiativen und so genannter „öffentlicher“ heute sind.
Mehr Texte von Raimar Stange

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Minouk Lim - New Town Ghost GAGA HOHO & Topophilia / Topophobia
13 - 22.01.2017

daadgalerie
10969 Berlin, Oranienstraße 161
Tel: +49-30-20220827
http://www.daadgalerie.de
Öffnungszeiten: 12-19 h


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