Deborah Sengl - Heimsuchung - Hells Angels: Ikonen der Konsumkultur enttarnt
Deborah Sengl thematisiert in ihrer aktuellen Schau bei Hilger Next – wie immer gekonnt und mit viel schwarzem Humor – die grotesk-absurden Auswüchse eines völlig entfesselten Kapitalismus.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die zwei gegenüberliegenden Bild-Skulptur-Kombinationen mit dem ironischen Titel „Home Story“. Auf der einen Seite liegt ein obdachloser Mischlingshund im Schlafsack am Boden vor einem Bild einer sich im luxuriösen Bett präsentierenden Pudel-Dame. Auf der anderen Seite macht eine trendy Hündin ein Selfie von sich vor dem Bild einer hündischen Bag-Lady. Die hier gestellten Fragen zum Thema Klasse und soziale Verantwortung bilden das Leitmotiv der mehr als 40 Werke umfassenden Schau.
Da finden sich dann Coca Cola, Donald Trump, Viagra und McDonald's als Schutzpatrone und „Hells Angels“ des neoliberalen Kapitalismus. Doch auch ein verschleiertes Engelchen, welches verträumt auf einem roten Halbmond sitzend jedes religiöse Klischee ins Absurde zu wenden vermag.
Highlight der Schau sind allerdings jene beiden erstaunlich günstigen, überarbeiteten alten Radierungen aus dem 19. oder frühen 20. Jahrhundert, welche jeweils ein Kind und seinen Schutzengel darstellen. Hier gelingt es durch denkbar minimale Intervention diese heimelig-kitschigen Darstellungen so ins Unheimliche zu wenden, dass es wohl kaum jemanden unbeeindruckt lässt. Wie etwa der Macdonald`s-Grusel-Clown, der dem verträumten Jungen dabei zusieht, wie dieser in den Abgrund zu spazieren scheint. Und plötzlich findet man sich selbst und die gesamte westliche Gesellschaft in dieser kleinen Figur wieder: blind in den Abgrund taumelnd in dem festen Glauben an eine höhere Macht, die schon rettend eingreifen wird.
Bei Sengl ist allerdings schnell klar, dass diese Engel alles andere als Heilsbringer sind und höchstens leere Versprechen geben. Und so bleibt letztendlich nur, dem ganz normalen Wahnsinn, der uns hier schonungslos enttarnt wird, mit Humor und grenzenlosem Optimismus zu begegnen.
27.01 - 29.04.2017
Galerie Hilger NEXT
1100 Wien, Absberggase 27
Tel: +43 1 512 53 15, Fax: +43 1 513 91 26
Email: ernst.hilger@hilger.at
http://www.hilger.at/
Öffnungszeiten: Do,Fr 12-17 h