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Eine Stange für J. Lo

Pop-Diven, die es geschafft haben, scheinen dazu zu neigen, ihren Aufstieg in ihren Songs zu thematisieren. Madonna tat das unlängst mit "American Life". Jennifer Lopez kam mit "Jenny from the Block" sogar ein wenig früher heraus. Für ihre aktuelle Single "I`m glad" ist ein Clip entstanden, dessen Bilder offensichtlich ebenfalls an den harten Weg erinnern sollen, der aus der Bronx nach Hollywood führte. Zugleich ist er ein Mini-Remake des Achtzigerjahre-Filmklassikers "Flashdance". Das 1982 gedrehte Original erzählt die Geschichte der jungen Metallarbeiterin Alex, gespielt von Jennifer Beals, die abends als erotischer Flashdancer in einem schmuddeligen Nachtclub jobbt. Alex hat einen Traum: Sie will Tänzerin werden. Die Story ähnelt Jennifer Lopez` eigener Geschichte insofern, als Lopez sich in den Achtzigern gegen den Willen ihrer Familie zur Tänzerin ausbilden ließ und erst nach zermürbenden Erfahrungen Erfolg hatte. David Lachapelle, berüchtigt für seine kitschige, überinszenierte, mit Tabubrüchen spekulierende Fotografie, hat sich als Regisseur sehr zurückgenommen. Der Clip besteht aus einer Reihe von exakten Remakes wichtiger Szenen aus "Flashdance". Bis ins Detail wurden Outfit, Locations und Stimmung imitiert. Die Auswahl der Szenen ist nicht chronologisch und beschränkt sich im Wesentlichen auf Bilder, die den Weg der Metallarbeiterin bis zum Vortanzen vor der Jury der Tanzschule erzählen. Die Film-Romanze ist ausgespart, obwohl der Song an einen Liebespartner adressiert ist. Das Vortanzen ist dann auch der Höhepunkt des Clips. Hier wird endgültig klar, dass der Zuseher nicht von Lopez` Qualitäten als Tänzerin überzeugt werden soll. Vielmehr geht es ausschließlich um einen schönen, freizügig dargebotenen Körper in Aktion. Im Gegensatz zum Filmoriginal bewegt sich J. Lo mehr wie eine Stripperin, gerade, dass sie nicht an einer Stange tanzt. Beim Abgang ähnelt sie weniger Jennifer Beals als den als Fleisch gewordene Versuchung konzipierten Frauenakten des belgischen Symbolisten Félicien Rops. Ist Jennifer Lopez die mittelalterliche Botschaft ihres Regisseurs womöglich entgangen? Sie lautet: Talent haben ist ok; besser frau hat einen schönen Arsch. www.jenniferlopez.com www.davidlachapelle.com
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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