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Ist Heimo Zobernig wirklich so naiv wie er tut?

Das weiß wahrscheinlich nur er selber. Oder auch nicht. Aber wie auch immer - Heimo Zobernig tut jetzt einmal öffentlich so, als wäre er naiv. Und das ist für einen politischen Künstler, als der er sich nun einmal selber sieht, zumindest eigenartig. Die Vorgeschichte: Zobernig hätte im Herbst mit dem sicher auch von ihm zweideutig gemeinten Titel "Doppelspiel" eine Ausstellung haben sollen. Im Haiderland`schen eben erst eröffneten Museum Moderner Kunst Kärnten. Haider ist Landeshauptmann und Kulturreferent in Kärnten. Haider hat also folgerichtig und durchaus eigennützig "sein" Museum eröffnet. Mit Arbeiten des warum auch immer nicht anwesenden Alex Katz. Und siehe da, anlässlich dieser Eröffnung dämmerte es Zobernig. "Mir war nicht bewusst, wie sehr diese Initiative eine Plattform für die Präsentation der parteipolitischen Interessen des Landeskulturreferenten darstellt" zitiert ihn "Profil". "Unter diesen Umständen muss ich meinem ideologischen Gewissen folgen, weil jede Nähe ein Missverständnis provozieren würde". Eigentlich sollte jetzt nur mehr Platz sein für ein "das darf doch nicht wahr sein." Aber versuchen wir es doch noch ein bissl deutlicher. Heimo Zobernig lebt in Österreich. Zeitgleich mit dem Jörg Haider. Es ist also einfach lächerlich so zu tun, als wüsste er nicht, wie der Haider seit seiner FPÖ-Übernahme tickt. Hat Zobernig wirklich geglaubt, dass sich irgendein Kulturpolitiker eine Museumseröffnung entgehen lässt, ohne die politischen Interessen seiner Partei zu präsentieren? Und da sollen wir glauben, dass Heimo Zobernig zusätzlich geglaubt hat, dass sich gerade der Haider politisch entsagen wird? Hat er denn in den letzten 15 Jahren nie eine Zeitung gelesen, nie mit Freunden über Haider diskutiert? Hat Heimo Zobernig vielleicht sogar geglaubt, er könnte haiderlos das Klagenfurter Museum bespielen? Er könnte einer verpolitisierten Haidervernissagenselbstbelobigungshudelei entkommen? Oder ist Zobernig endlich 5 vor 12 gedämmert, dass er nach solch einer Haider`schen "Doppelspiel"-Eröffnung bei seinen Käufern, Sammlern und Freunden als Jörglfuzzi dagestanden wäre? Darf und kann ein Künstler namens Heimo Zobernig überhaupt so naiv sein? Oder waren es vielleicht doch nur diese paar einflussreichen Museumsleute und Kuratoren, die ihm mit sanften aber international zukunftsversprechenden Worten den Kärntner Rückzug nahe gelegt haben. Wie auch immer - zurück bleibt ein reichlich uneleganter Abgang mit einer allzu naiven und unglaubwürdigen Gewissens-Begründung. Lieber Herr Zobernig -wenn`s Ihnen allerdings hilft, dass alle Kunstinteressierten so naiv spielen, wie Sie glauben, dass diese sind, werden das sicher die meisten gerne für Sie tun. Ich selbst muss ja nicht mitspielen.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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