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Die Verschwörung der Väter

"Charlie`s Angels" - das war ursprünglich eine beliebte Fernsehserie der Siebziger, in der ein Team aus drei attraktiven jungen Privatdetektivinnen für einen mysteriösen, nur akustisch anwesenden Mr. Townsend, genannt Charlie, knifflige Fälle auf gewitzte Art und weitgehend gewaltarm lösten. Mit der ersten Kinoversion 2000 wurde daraus ein Trivialprodukt mit unfreiwilligem Griff nach großen Themen. Einerseits sind die neuen "Drei" vielseitiger, cooler und in jeder Hinsicht schlagkräftiger als ihre Vorgängerinnen. Dementsprechend eignet sich auch das eben anlaufende Sequel nicht mehr fürs Kinderprogramm. Andererseits ist die Update-Version des Fernsehklassikers ein ironisches Spiel mit der Filmgeschichte. Man betrachte nur die Art und Weise, wie die superschlauen Mädels in der Tradition von Charlie Chan messerscharf um die Ecke schließen und in abstrusesten Information Hinweise auf den Täter entdecken; oder die Einstiegsszene des zweiten Teils mit einer ordentlichen Rauferei in einer mongolischen Saufstation: Indiana Jones lässt grüßen. Doch der eigentliche Konflikt spielt sich zwischen den Geschlechtern ab. Da ist die wehrhafte Dylan Sanders (Drew Barrymore), die sich immer in die bösen Jungs verliebt. Oder Natalie Cook (Cameron Diaz) mit ihrem neuen Freund: Wenn sie heiratet, so fürchten die anderen beiden ziemlich altbacken, wird sie wohl aussteigen und das Kleeblatt sprengen. Die Dritte, Alex Munday (Lucy Liu), ist ihres Daddys kleine Tochter, die sich ihm nicht zu verraten traut, was sie beruflich wirklich macht. Das Vater-Tochter-Verhältnis bildet zugleich das Paradigma dieses Films: Auch der niemals sichtbare Charlie ist eine Vaterfigur, deren unantastbare und damit gottähnliche Existenz selbst die als intelligent und handlungsfähig beschriebenen jungen Frauen der Kinoversion zu gehorsamen kleinen Mädchen marginalisiert. Es lag wohl tatsächlich nahe, dass diesen braven Töchtern ein gefallener Engel gegenübersteht: Auch wenn Luzifer nun doch endlich als Frau demaskiert ist, bleibt doch Gott Charlie immer noch ein Mann. Da können die Engelchen noch so fest in die Posaunen blasen, die Mauern des Patriarchats stehen fest wie eh und je. Charlies Angels: Full Throttle, 100 min, USA 2003 Regie: McG (Joseph McGinty Nichol) DarstellerInnen: Cameron Diaz, Drew Barrymore, Lucy Liu, Crispin Glover, Demi Moore, John Cleese u.a., Ab 11. Juli im Kino www.3-engel-fuer-charlie.de
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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