
Heimo Zobernig - Wood Painting: Ritter, Tod und Teufel
Die Galerie Meyer Kainer zeigt bis Ende Juli jüngste Arbeiten von Heimo Zobernig, die zuletzt in Korrespondenz mit der palästinensischen Künstlerin Jumana Manna, in der Kunsthalle Malmö zu sehen waren. Dort betonten die skulpturalen Arbeiten des Österreichers die lichtdurchflutete Architektur der Kunsthalle. Zobernig nahm damit eine Unterstreichung der lokalen Bedingungen vor, ein Charakteristikum seiner Arbeiten, das man hier bei Meyer Kainer ebenfalls bemerken kann. In dem fensterlosen, weißen Tonnengewölbe in Wien stehen mehrere circa 60cm hohe Bühnenpodeste auf deren gespannten Flächen flauschige Kunstfaserpelze mit Schachbrettmuster liegen. Das Arrangement der weichen einladenden Decken verführt die Besucher hinzugreifen, sich niederzulassen und zu verweilen. Der Rezipient wird somit zur integralen Figur in einem möglichen Schachspiel. Zobernig, der sich im Laufe seiner künstlerischen Tätigkeit mit dem russischen Konstruktivismus und der De Stijl Bewegung intensiv auseinandersetzte, verweist mit diesem strengen Reglement eines Schachbretts auf New Yorker Arbeiten von Piet Mondrian. Dabei ist der Rahmen der Linien als Begrenzung streng gezogen. Die Raster regulieren die Wahrnehmung und formulieren somit ein eindeutiges Blickregime. Dennoch ergeben sich Möglichkeiten der Flucht und der Verschiebung, vor allem weil Mondrian in „New York 42“ mit abziehbaren Klebestreifen Linien setzte. Dieses Spiel der Abstraktion von Bildern jenseits eines Abbilds interessiert Zobernig. Es ist die Bedeutung des Malgrundes, die hier in den Wiener Arbeiten zum Ausdruck kommt. Auch die Abwehr der Narration ist Thema. Eine Ablehnung die Zobernig hier geschickt unterläuft. Indem er als Bildgrund ein Schachbrett wählt, zitiert er die gesamte Literatur des Königsspieles. In Schweden mag man sich dabei an Ingmar Bergmanns „Siebtes Siegel“ von 1957 erinnern, wo ein Ritter mit dem Tod um sein Leben spielt. In Österreich denkt man an Stefan Zweigs Schachnovelle, in der ein Häftling in Gestapohaft gegen sich selbst spielt um sein langsames Verrücktwerden in der Einzelhaft zu verhindern. Der emblematische Zug der Schwarz-Weiß-Musterung sei hier noch erwähnt, er kommt auch in früheren Tafelbildern des Künstlers vor. Zobernig ist mit diesen Skulpturen ein erfrischender Zugang zu Fragen der Malerei gelungen. Heiter schafft er überzeugende ästhetische Lösungen dieses Themas.
08.06 - 23.07.2016
Galerie Meyer Kainer
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 72 77, Fax: + 43 1 585727788
Email: contact@meyerkainer.com
http://www.meyerkainer.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15h